4. Tag, Mittwoch, 21.9.2022
Vierte Etappe: Rundfahrt von Stralsund nach Rügen und zurück.
Um 8.30 Uhr starten die Motoren und beide Gruppen treffen nahezu zeitgleich an der St. Jakobi-Kirche in Stralsund ein. Begrüßt werden wir von der evangelischen Pastorin in der 2021 eingeweihten Pilgerkapelle. Durch Stralsund verläuft der Birgitten-Pilgerweg, denn Birgitta Birgersdotter von Schweden pilgerte auf ihrem Weg vom schwedischen Lund nach Santiago de Compostella über Rügen und Schwerin und passierte hierbei auch Stralsund. Anhand eines Pilgerstabes mit sieben eingelassenen bunten Perlen erklärt die Pastorin die sieben Pilgerworte der heiligen Birgitta. Ja eine Perle steht für:
1) Freiheit
2) Einfachheit
3) Stille
4) Gelassenheit/Sorglosigkeit
5) Langsamkeit
6) Geistlichkeit/Spiritualität
7) Teilen
Nachdem das Tourtagebuch erst nach dem Besuch der Jakobikirche den Weg in meine Hände gefunden hat, möge man mir die eine oder andere Auslassung bei der Beschreibung des Kirchenbesuchs nachsehen.
Dann machen sich die Fahrgruppen auf die Reise nach Rügen. Unsere Gruppe verlässt Stralsund und setzt mit der Wittower Fähre auf Rügen über. Nachkurzer Fahrt erreichen wir Putgarten, den Ausgangspunkt für den Besuch des Kap Arkona.
Auf dem großen Parkplatz am Ortseingang parken wir die Motorräder, denn zum Kap geht es für Touristen nichtmotorisiert weiter. So machen sich sechs tapfere Pilgernde in voller Montur zu Fuß auf den Weg zum Kap.
Friedhelm ist weg!
Nachdem wir schon ein Stück die Dorfstraße Richtung Kap gelaufen sind, fällt uns auf, dass der Alterspräsident nicht mehr unter uns weilt. Einen erfolglosen Anrufversuch durch Wolfgang und einen Rückruf des Vermissten später, klärt sich die Lage. Friedhelm hat sich still und leise ans Ende des Feldes fallen lassen und ist fünfzig Meter bevor wir in die Dorfstraße eingebogen sind, in die Sanitärabteilung an der Endhaltestelle des Kap-Arkona-Bahn abgebogen und hat uns dann wohl aus den Augen verloren. So wieder vereint, verlegen wir unsere Mittagspause in den Rügenladen, wo wir im rückwärtigen Garten bei leckerem Essen feststellen, wie gut wir es doch haben.
Mit der Kap-Arkona-Bahn geht es dann weiter bis zum Leuchtfeuer und den Leuchttürmen am Kap. Wir verzichten auf das Besteigen der Leuchttürme und entscheiden uns zu einem 1,2 Kilometer langen Fußweg zum Fischerdorf Vitt. Nach 200 Metern führt eine steile Treppe hinunter zum Strand und drei von uns beschließen, diesen alternativen Weg am Strand entlang nach Vitt zu gehen. Wir laufen in meist praller Sonne über grobe Kiesel den restlichen Kilometer nach Vitt. Mich lässt dieser anstrengende Kilometer erahnen, wie mühsam das "Pilgern zu Fuß" sein kann. Mein "Zu-Fuß-Pilgern" endet schon nach einem Kilometer, aber mein Respekt und auch meine Ehrfurcht gehören all jenen, die damals wie heute dies Strapazen einer teils hunderte Kilometer langen Pilgerreise zu Fuß auf sich genommen haben.
Bei einem Kaffee und einem Stück Kuchen endet der Ausflug nach Vitt an der Haltestelle der Kap-Arkona-Bahn, mit der wir geschmeidig zu unseren Motorrädern fahren. Über Binz erreichen wir Putbus, wo Tim uns das umgekehrte Haus zeigt, dessen Dach auf dem Boden liegt und dessen Fundamente in den Himmel ragen.
Zurück aufs Festland soll es mit der Fähre Glewitz-Stahlbrode gehen, aber als wir weit vor dem Fährhafen an einem Schild mit den Abfahrtzeiten vorbeikommen, wissen wir, dass die letzte Fähre des Tages vor acht Minuten abgelegt hat. So geht es weiter über die mit 127 Metern Höhe knapp vier Kilometer lange Rügenbrücke, die größte Schrägseilbrücke Deutschlands, zurück zur "Apfelblüte".
Um 18.20 Uhr und nach 187 Kilometern Motorrad, 5 Kilometern Arkona-Bahn und 2 Kilometern zu Fuß endet ein abwechslungsreicher Pilgertag zu Fuß, auf Schiene und mit ganz vielen PS ;-)
Auf eine unfallfreie Weiterfahrt!
Beste Grüße
Micha