6. Tag (Donnerstag, 25.07.2019)
Von Vézelay zum Hotel Restaurant Le Saint-Hubert, 39200 Saint-Claude
Nach dem Zündfunken im schattigen Garten ging es auf zur nächsten Etappe Pilgern mit PS.
Weit gefehlt. Wir sind gepilgert, richtig gepilgert ohne PS und ohne Gepäck aber mit Helm, sicher ist sicher. Nach einem gefühlten Kilometer nahmen wir Fahrt auf. Gepäckaufnahme, feströdeln und los geht´s.
Vorbei an Sonnenblumenfeldern, die ehrfurchtsvoll ihre Köpfe senkten als wir vorbei fuhren. Es war ein schöner Start in den Tag.
Dann plötzlich, in einer langgezogenen Rechtskurve … Schockstarre … das Blut gefror mir in den Adern … Temperatursturz auf 29° Celsius … der Hammer, da mussten wir durch.
Naja, nach einigen scharfen Kurven war ich wieder auf Betriebstemperatur.
Daniela fuhr vor mir, ab und an stellte sie sich mit ausgebreiteten Armen auf die Fußrasten, so dass ich bald das Gefühl hatte, Tim fährt eine Titanic. Doch ich denke es wird zur Temperaturregelung beigetragen haben.
Kurz darauf Tankstopp. Daniela ging gleich 2 x Wasser holen, nicht weil wir doppelt Durst hatten. Nein weil es im Shop halb so heiß war. Tanken, trinken, weiter geht´s.
Gegen 13:30 Uhr Pause zum Essen in einem Restaurant. Die Pause tat uns gut und wir fuhren gut gelaunt und zügig weiter, um den durch die Hitze angestauten Dampf abzulassen. Leider wollten es die Reifen von Tims Motorrad uns gleich tun, Dampf ablassen, oder auch nur Luft. Also kurzer Boxenstopp, Luft tanken und Daniela konnte wieder den Graf von Monte Christo machen.
Die Landschaft, wunderschön, wir sahen Häuschen wie bei Hänsel und Gretel und solche in denen man noch Dornröschen vermuten könnte, und immer wieder sich verneigende Sonnenblumen. Wir waren „The Kings of the Road“.
Nach ca. 1 Stunde Pause in einer schattigen Sackgasse (wie sagt der Große Philosoph RH)
Wir, unsere Gruppe mit Conny als Tourguide, funktionieren hervorragend, deswegen freue ich mich auch als zuletzt Fahrender, dass wir uns 2-3 mal am Tag entgegen kommen. Das ist schön und gehört dazu. Dann wurden die Straßen enger, kurviger und es ging in die Berge. Kurz vor unserem Tagesziel noch die Wand hoch, weit unter uns ein herrlicher See, aber kurze Blicke mussten reichen, die Straße erforderte schon Konzentration. Auf den letzten Metern wurden wir noch von höchster Stelle gelobt und mit einigen Tropfen gesegnet. Ich glaub es war Weihwasser.
Ich bin gestern wieder wie schon oft zu der Erkenntnis gekommen, dass das Leben zu kurz ist um traurig zu sein aber lang genug um Spaß zu haben.
Schulte Josef
7. Tag (Freitag, 26.07.2019)
Von St. Claude zum Hotel Relais Du Vignoble, 68420 Gueberschwihr
Nun ist es 23:10 Uhr und Zeit noch etwas bei dir einzutragen.
Der Zündfunken heute Morgen passte für mich. Einfach fahren, ohne denken, wollen, müssen – einfach treiben lassen. Und dann noch mit Freude und Lachen.
Nach 7 Tagen bin ich, glaube ich, angekommen. Zu Hause war müssen, sorgen, mitdenken…
Nach 7 Tagen schwitzen bin ich endlich in der Lage mich mit Gelassenheit den Bedingungen der Situation hinzugeben, egal ab das Wasser am ganzen Körper herunterläuft oder nicht. Manchmal kühlt es sogar.
Was ich davon in den Alltag mitnehme?
Der Wunsch diese Gelassenheit nach Hause zu tragen. Aufgaben so zu nehmen, wie sie sind.
Zu ihnen habe ich auch „ja“ gesagt. Aber mit besserer Struktur, die mir mehr Freiraum lässt für Dinge, die mir gut tun. So haben ich meine Fäden der letzten Tage zusammengefasst.
Zusammengefasst beim Fahren durchs Jura. Zwischendurch hat Wolfgang sein krasses Pferd „Africa“ auf die Weide gesetzt. Wir haben weite Landschaften, kurvenreiche Waldstraße und Schluchten erlebt. Reinhards Helm repariert, zusammen getrunken, gegessen und gelacht.
Uns mit allen gefreut, heil wieder am neuen Ziel angekommen zu sein, unter der Dusche gestanden, um den Schweiß abzuduschen, damit wir wieder frisch sind für den neuen folgenden Tag. Oder wird es doch etwas kühler? Im Moment regnet und weht es draußen, blitzt und donnert.
Sabine