3. Tag - Montag, 19.06.2023
Schottland, Glasgow
Heute sind wir den zweiten Tag in Schottland und es geht weiter nach Fort William.
Aber der Reihe nach: wie komme ich eigentlich dazu, das Tagebuch zu schreiben?
Wir treffen uns zum Zündfunken im Kreis unter einem quadratischen Regendach (ein schlechtes Omen?). Nach Verlesung des letzten Eintrags kreist wie jeden Morgen das Tagebuch, aber mit verknotetem Gummiband. Als ordnungsliebender Mensch will ich dies natürlich gleich richten und greife zu. An der Freude meiner Mitpilger und natürlich -pilgerinnen erkenne ich: das war ein Griff zu viel und schon bleibt das Tagebuch an mir hängen oder hat mich gefunden. Oder wie Wolfgang sagt: „Kaum richtet man das Gummi, schon beginnt der Applaus.“
Drei Gruppen, drei Fahrtrouten, aber ein gemeinsames Ziel. Dem Wetter entsprechend (leichter Regen) starten wir in Regenpelle. Und dabei habe ich gestern noch in einem netten Gespräch mit einer älteren schottischen Dame das gute Wetter gelobt. Sie bemerkte jedoch gleich, dass die letzte Woche sehr warm und regenfrei gewesen sei und Regen dringend notwendig wäre. Das gestrige Wetter sei also untypisch für Schottland.
Wir machen uns also auf den Weg und folgen fast blind unserem Tourguide. Hinaus geht es in eine zauberhafte, fast verwunschene Welt, in eine Landschaft fast wie im Märchen, eine grüne Oase in verschiedenen Tönen. Da wirkt das schwarze Teerband fast ein wenig störend. Aber es ist auch eine Mega-Achterbahn in freier Natur, rauf und runter, links, rechts und wieder links. – „Einfach geil“!
Leichter Regen begleitet unseren Weg. Am Loch Lomond ein kurzer Fotostopp und weiter geht´s.
Gegen 13:00 Uhr Mittagspause am Gartencenter. Ob Ute Blumen kaufen will? Doch „nein“: dort steht es: „Gardencenter, Giftshop und Café“. Wir stürzen uns ins Café und pausieren bei leckerem Kuchen und einer schmackhaften Suppe. Übrigens die Lieblingssuppe von Ann, der netten Bedienung: Thai-Curry mit Süßkartoffel.
Wir machen uns wieder auf den Weg und bis 14:20 Uhr ist die Welt noch in Ordnung. Dann bricht der Regen richtig los. Ich denke an die schottische ältere Dame. „Echtes schottisches Wetter ist so. Und notwendig.“ Sei´s drum. Beschwingt fahren wir weiter in der Gewissheit, dass es auch wieder aufhört.
Mit dieser Schottland-Reise, einer Pilgerreise, erfülle ich mir selbst einen großen Wunsch. Warum konkret ich hierhin wollte, weiß ich gar nicht mehr. Und doch bin ich froh, es getan zu haben, hier zu sein, in dieser eindrucksvollen Natur. Sie berührt mich, trifft mich im Herzen, in der Seele, ein traumhafter Ort auf dieser Erde.
So, geschafft, mein Tagebucheintrag geht zu Ende. Nun schicke ich es wieder auf die Reise, im schottischen Einband, ob nun im MacLeod- oder im MacDonald-Look spielt keine Rolle. Das ist nur die Hülle; interessant ist, was drin steht, der Kern, das Erlebte, Gefühlte des jeweiligen Schreibers.
Liebe Grüße,
Wolfgang aus Castrop-Rauxel
Der Chaot, der die Ordnung liebt!