Neue Erfahrungen für Gashand, Geist und Seele

Pilgern mit PS, Helmkreuz am Morgen vor dem Zündfunken
Pilgern mit PS, Gruppe auf einer kleinen Passstraße
Pilgern mit PS, in den Bergen unterwegs mit dem Motorrad
Pilgern mit PS, Abschied beim Start
Pilgern mit PS, Passanfahrt,  es wird spannend
Pilgern mit PS, eine Gruppe unterwegs
Pilgern mit PS, Serpentinfahrten
Pilgern mit PS, Anfahrt zum Hahntennjoch
Pilgern mit PS, Gruppenpause
Pilgern mit PS, Weidevieh auf der Straße
Pilgern mit PS, Pass-Abfahrt
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
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2022 | Grenztour | Tour-Tagebuch

Beitragsseiten

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Grenztour - Von der Ostsee ins Vogtland"
10. - 18. September 2022

 


Samstag, 6. August 2022 - Vortreffen

Mit einer Mischung aus Vorfreude und Anspannung fahre ich zum Vortreffen.
Die St.-Michael-Gemeinde in Oerlinghausen hat ihr Gemeindezentrum zur Verfügung gestellt. „Hausherrin“ ist Regina Kretschmer in ihrer Funktion als Pfarrsekretärin.
Ich freue mich auf bekannte Gesichter, auf liebgewonnene Mit-Pilger-Menschen und dennoch bleibt die spannende Frage: wird die Fahrgruppe harmonieren, mit wem werde ich fahren?

Nach einer freundlichen Begrüßung durch Martin Kuttnick bietet die Vorstellungsrunde insbesondere für die Erstteilnehmerinnen und –teilnehmer erste Einblicke in das Phänomen „Pilgern mit PS“ und wohl nicht nur bei mir lässt die Spannung nach. Es ist ein wenig wie „Nachhausekommen“: die Gruppe vermittelt spontan eine gewisse Sicherheit.
Nach Kaffee und Kuchen werden in gewohnter Weise die Fahrgruppen ausgelost, die Guides suchen sich eine Gruppe aus und alles Weitere wird in den Fahrgruppen besprochen. „Klappt wie immer unproblematisch“, denke ich mir.
Regina hat den Schlüssel zur Kirche und wir legen dort ein Helmkreuz. Sie erzählt kurz etwas zur Geschichte des Kirchengebäudes, dann sammeln wir uns zum „Nachtickern“, wie wir es auch auf der Fahrt jeden Abend tun werden.

Mit einem „Laudate dominum“ beenden wir das Vortreffen. Einige Pilgerinnen und Pilger treffen sich noch im nahe gelegenen Stammlokal der ACM (Arbeitsgemeinschaft Christlicher MotorradfahrerInnen) zum Abendessen. Ab jetzt ist Vorfreude angesagt und die Bereitschaft, sich auf die Gruppe und auf besondere Erfahrungen einzulassen.
Beim Abschied liegt bereits Aufbruchstimmung in der Luft.

MartinO

1. Tag / Samstag, 10.September 2022

Ich fahre in die Sonne! Mein Motto heute.
In Beckum starte ich bei sehr verhangenem Himmel; man könnte meinen, es regnet gleich.
Nur, das Gegenteil ist der Fall: ich starte Richtung Nordost und sehe einen Streifen mit hellem Himmel. Eine Einladung, die 75 km zum Treffpunkt Exter-Kirche schnell hinter mich zu bringen. Ich komme früh an - und die meisten sind schon da; ein begeistertes Wiedersehen.

Und sogar Kaffee gibt`s: Frau und Sohn von Georg sind mit dem Wohnmobil da. Und einige andere, die uns gutes Geleit wünschen.
Zum Tourstart geht´s in die evangelische Kirche. Unser Thema heute:

  • neugierig sein
  • Veränderung – will ich sie überhaupt?
  • Loslassen – was will ich nicht mehr?

Die Sonne scheint kräftig durch das Fenster, darüber der heilige Geist…

Und dann geht´s los, wir als erste Gruppe. Martin fährt zügig, und mit wenigen kurzen Pausen und einer kurzen Strecke über die Autobahn erreichen wir pünktlich die Elbe. Aber erst, nachdem wir gefühlt an 2km Autoschlange vorbei gefahren sind. Alle winken uns zu (träume ich). Über der Elbe scheint die Sonne, aber vorher hatten wir schon 10 Minuten Regenfahrt. Das ist ok angesichts der WetterApp. Nach dem Übersetzen fahren wir ins Zentrum von Glückstadt und genießen unser erstes Fischbrötchen... angekommen an der See.
Buchstäblich am Wasser: wegen eines heftigen Gewitters kommen wir nicht weg. Und kommen schließlich gemeinsam mit allen anderen am Hotel an.
Und hier erfahre ich, dass mein Zimmergenosse, Hans-Werner, ein Pilger-Neuling, unterwegs liegen geblieben ist. Anlasser kaputt – und das am Samstag Nachmittag!
Es gibt noch Engel. Hans-Werners Engel hieß Udo Nagel. An der Tanke, wo das Problem auftrat, lief der Udo dem Hans-Werner über den Weg und konnte helfen, da er in zwei Wochen seine BMW-Werkstatt eröffnet. Innerhalb von einer Stunde war der neue Anlasser da und zum Abendessen waren wir wieder vereint.
Der Abend endete mit einem leckeren Abendessen, serviert von einem lustigen Kellner, und dem anschließenden Nachtickern in den Gruppen.
Der Sonntagmorgen begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel und viel Sonne – so kann´s bleiben!

AchimB

 


2. Tag, Sonntag, 11. September 2022
St. Michaelisdonn – Kuhfelde

Der Tag beginnt mit einem guten Frühstück und ordentlich Kaffee. Ich freue mich, noch dabei zu sein. Gestern sah es kurzfristig aus, als wäre die Tour für mich schon am ersten Tag beendet. Aber irgendwie hat da einer seine Hand darüber gehalten, dass es doch weitergeht. Nach dem gemeinsamen „Zündfunken“ geht die Fahrt jetzt in den Gruppen los, mit viel Sonne von oben und glitzernden Straßen vom nächtlichen Regen. Es sieht aus, als wenn es ein toller Tag wird. Erstes Highlight ist direkt die „Startrampe“ (Brücke über den Nord-Ostsee-Kanal) bei Brunsbüttel. Es sieht aus, als ob wir direkt in die Wolken fahren. Dann geht es ein langes Stück über die B5. Hier genieße ich die kühle und klare Luft und lasse meine Gedanken treiben. Ich genieße den jungen Tag und habe das Gefühl, gerade zu relaxen und Kraft zu tanken für das, was noch kommen mag. Es geht über Itzehoe, an Bad Bramstedt und Bad Segeberg vorbei bis nach Scharbeutz, wo wir das erste Mal auf die Ostsee treffen und die Tour „Von der Ostsee bis ins Vogtland“ eigentlich erst richtig beginnt. Von hier aus geht es nach Travemünde, von wo wir mit der Fähre zur Halbinsel Priwall übersetzen, um den nördlichsten Punkt der ehemals innerdeutschen Grenze anzufahren. Aber erst heißt es „Mittagspause“, bei welcher wir die Gruppe von Regina & Michael wiedertreffen, denen wir im Laufe des Vormittags schon öfters begegnet sind.
Beim Halt am Mahnmal des Grenzsteins konnte Mike Anne, eine vorbeifahrende Radlerin, dazu bringen, ein Gruppenfoto von uns als Erinnerung zu machen. Ab jetzt ging es Richtung Süden, an Ratzeburg vorbei bis nach Zarrentin am Schaalsee. Gefühlt haben wir jetzt alle möglichen Straßenbeläge durch. Von Teer- über Buckelpiste und Kopfsteinpflaster bis Offroad ist alles dabei. Nur gut, dass die Motorräder eine gute Federung haben.
Nach den weiten, offenen Straßen des Westens waren die dicht bewaldeten Alleestraßen des Ostens eine Abwechslung. Man musste nur gewaltig aufpassen, dass man sich nicht einlullen lässt. Die letzten 100 km ging es jetzt nochmals über Alleestraßen, Nebenstraßen und Bundesstraßen. Nach einer Komplettsperrung, die weitläufig umfahren werden musste, und einer TomTom-eigenen Verwirraktion in Salzwedel haben wir dann als erste der drei Gruppen das Hotel erreicht, wobei alle anderen kurz nach uns ankamen und wir zusammen unser Ankommengetränk genießen konnten. Der Abend endete mit einem Grillbuffet und dem Nachtickern in den Gruppen.
Der Montagmorgen verspricht wieder einen tollen Tag mit viel Sonne.
So macht die Tour Spaß!

Hans-WernerS

 


3. Tag, Montag, 12. September 2022
Kuhfelde nach Mandelholz

Wie verlief/verläuft mein Lebensweg – geradlinig oder kurvig?
So nehme ich es auf, und mit dem Fahren der Geraden und Kurven, so kommen auch die Bilder meiner Lebensgeraden und –kurven in meinen Kopf. Dies umso mehr, da die Tour durch die Altmark, die Börde und den Harz führt, Wege und Orte mir ins Gedächtnis kommen, Erlebnisse der frühen 90er Jahre. Salzwedel als nördlicher Punkt der Altmark und das war es auch in dieser Zeit meiner Berufstätigkeit. Ich erinnere mich an die LPGen, Die PGHs oder die Neuunternehmer, die mit meiner Unterstützung die neue Ordnung nach Fall der Mauer erlernen wollten. Ich sehe aber auch die Menschen, die beim Versuch, sich umzustellen, scheiterten. Vor dem Aufbau Ost kam der Zusammenbruch Ost.
Auf dem Gelände der Gedenkstätte Marienborn sind die Zeitzeugnisse zu sehen, die erahnen lassen, was Menschen erleiden müssen, weil ideologische Systeme ein von der Ideologie abweichendes Leben nicht zulassen. Gut, dass es diese Erinnerungskultur gibt, die mir aber auch die Bilder geben, dass politischer Wille und relevante Wirtschaftskräfte nicht ausreichend sind für eine Wiedervereinigung. 30 Jahre unterschiedliche „Denk- und Handlungssysteme“ können nicht durch Geld und neue Straßen zusammengeführt werden.

Zur Chronik gehört auch das „out of order“ von Martins Maschine um 11:45 Uhr. Diagnose: kein Saft in der Batterie. Am Südeingang hat ein Angestellter Dienst, der hat natürlich ein Starthilfekabel (ja, das gibt es tatsächlich – und nicht nur in schlechten Filmen).
Zu erwähnen ist, dass wir uns in der Börde befinden, im Gegensatz zur Altmark sehr fruchtbar. Nach einem Abstecher nach Helmstedt mit Versorgung von Trinken, Essen und Ladekabel geht es in den südlichen Teil der Börde. Viele Orte enden mit „-leben“ und in einigen davon sehe ich Freunde und Bekannte aus der damaligen Zeit (natürlich nur vor meinem geistigen Auge). Wir durchfahren Orte, gepflasterte Straßen, alles aus einer Zeit weit vor den Kriegen. Eine alte romanische Kirche, die durch ein Balkenkonstrukt vor dem Einsturz gesichert ist. Und es gibt viele dieser Kirchen mit Langschiff und quadratischem Turm. Am Wegrand das Routenschild „Straße der Romanik“. Eine die Altmark, Börde und den Harz umspannende Route mit Magdeburg als Mittelpunkt, auf der die Kirchen der Christianisierung zwischen 800 und 1200 zu sehen sind. Nicht nur baugeschichtlich interessant, sondern auch kirchengeschichtlich. Von der Börde geht es nahtlos in den Kreis Harz über. Der Brocken weithin sichtbar. Es wird bergiger, die Anzahl der Kurven nimmt stetig zu. Hoch und runter, rechts und links um Kurven – Eldorado fürs Biken!
Aber auch das entgeht dem Blick nicht: kahle Hänge, abgestorbene Bäume, die wie Zahnstocher auf die Rodung warten. Bekommen wir einen kahlen Harz?

Das Etappenziel Elend erreicht. Die kleinste Holzkirche Deutschlands erwartet uns. Ob wir sie von innen sehen können, da die Kirche renoviert wird? Wir können. Aber was wir sehen, ist eine mit Werkzeugen belegte Kirche. Als ob unsere Wünsche erhört werden, mehr von der Kirche haben zu können, kommt der Kirchenführer Erich Garthe vorbei und berichtet über den Renovierungsstand, gibt Einblick in die Entstehung der Ortsnamen, speziell Sorge und Elend. Namen, die aus dem Althochdeutsch kommen. Herr Garthe gibt dann den Tipp, die größte Holzkirche zu besichtigen. Also fahren wir nach Clausthal-Zellerfeld, finden die Kirche aber im verschlossenen Zustand (weil Montag). Nach einer weiteren kleinen Biege und dem Tanken sind wir sicher und ohne weitere Zwischenfälle in Mandelholz gelandet.

LeaL

 


4. Tag, Dienstag, 13. September 2022

Mandelholz – Rundfahrt ohne Gepäck

Aufstehen, waschen, Frühstück – alles Routine.
Aufsatteln – heute nicht: die schweren Koffer bleiben im Hotel.
Zündfunke: „In die Luft geworfen und wieder aufgefangen“. Wurdet Ihr auch schon aufgefangen? Mit diesem Impuls wurden wir in den Tag geschickt.
Es hatte geregnet in der Nacht, die Straßen noch feucht, also erst einmal vorsichtig los. Tanken war angesagt – die Maschinen hatten Durst.
Wernigerode – Rübeland. Die kleine Straße schlängelt sich durch den Wald – Rappbodetalsperre mit Hängebrücke für Fußgänger mit starken Nerven – Pumpspeicherkraftwerk – Wienrode. Wieder kleinste Straßen – frisch gemacht – durch das Bodetal – Alterode – auf nach Stollberg. Wir hatten Durst und dort soll es guten Kaffee geben – können wir jetzt bestätigen.

Rottleberode – Bösenrode – Berga und Kelbra passieren wir auf der Anfahrt zum „Kyffhäuser“. Vor der Auffahrt mit 36 Serpentinen kurzer Halt am Parkplatz. „Freie Fahrt bis zur Würstchenbude“, verkündet Michael. Auf geht es! Die Serpentinen werden im Sturm erobert, links ab, 2 km bis zur Würstchenbude – Prima Fahrt!
Als nächstes kommt Franz-Josef auf der GS, kurze Zeit später Josef mit der FJR. Dann nichts. Eine ganze Weile nichts. „Was ist passiert ?“, geht mir durch den Kopf. Dann erscheint Michael – ohne Regina! Was ist nun los? „Connys Batterie wollte nicht mehr, wir treffen uns unten auf dem Parkplatz“, war seine kurze Info. Gott sei Dank – nur eine Batterie… war doch gestern schon eine …

Auf dem Parkplatz war inzwischen Udos Gruppe eingetroffen und diese hatten zum Glück nicht alles Gepäck im Hotel gelassen. Mit Starthilfekabel war Connys Versys schnell wieder am Leben. Dann doch wieder hoch zu den Würstchen und erst einmal stärken.
„In Bad Frankenhausen gibt es eine Motorradwerkstatt“, war auch die Auskunft eines einheimischen Motorradfahrers. Nachdem die Versys auch nach der Pause Starthilfe brauchte, war die Entscheidung klar: ab nach Bad Frankenhausen. Sogar eine Kawasaki-Werkstatt, dann läuft ja alles… „Batterien habe ich gar keine“, war die Auskunft des Inhabers, „aber ich kann eine bestellen, die ist dann morgen da.“ Nach einigen Beratschlagungen in der Gruppe kam der Meister wieder und telefonierte mit einem Kollegen in Nordhausen. Dieser hatte das benötigte Kraftpaket am Lager und dort konnten wir die Versys auch wieder fit machen. Ja, und wir konnten sogar die geplante Tour wieder aufnehmen und trafen nach einem kurzen Stopp zum Eis und Kaffee pünktlich wieder am Mandelholz ein.

Aufgefangen? – Ja!
Und wir hatten sogar Spaß dabei, als wir in die Luft geworfen wurden.

GeorgS

 


5. Tag, Mittwoch, 14. September 2022

Mandelholz – Schmalkalden
Quasi Halbzeit der Tour

Heute hat das Tagebuch sehr lange gebraucht, um mich zu finden. Aber so ist es nun manchmal…
Als erstes überrascht uns Martin damit, dass er diese Nacht das vierte Mal Opa geworden ist. Theo heißt der Mordsjunge von über 11 Pfund. Wir freuen uns alle mit ihm, gratulieren und vernehmen die Ankündigung eines Freigetränks für den Abend. So fängt der Tag ja gut an!
Regen ist angekündigt – Dauerregen – Starkregen. Wir ziehen fast geschlossen Regenklamotten an. Dann geht es los – alle in die gleiche Richtung. Unsere Gruppe als erste.
Nachdem Martins Navi ein paar Aussetzer hatte, waren wir dann die letzte. Naja, die Letzten werden die Ersten sein – was sich später auch bewahrheitete!
Irgendwie kam uns der Weg, den wir zum Kyffhäuser fuhren, bekannt vor. Das war doch exakt die gleiche Strecke wie gestern! ‚Nicht so toll’, denke ich – also, wie vertreibe ich mir die Zeit? Ich schaue, was heute anders ist als gestern! Da ist die Hauswand eines Bungalows, die heute fertig verputzt ist – gestern hatten die Arbeiter erst begonnen. An einem anderen Haus waren heute ein paar Ziegel mehr auf der Lattung des Dachs und vor einem Autohaus stand eine Palme im Topf, die gestern noch nicht da war. Tja, nichts bleibt, wie es ist…
Ach ja, und dann war noch Achims Abblendlicht ausgefallen, was später, im Dunkel des Thüringer Waldes sein Moped fast unsichtbar in meinem Rückspiegel machte.
Hatte ich schon gesagt, dass es kurz nach unserer Abfahrt zu regnen begonnen hatte? Der Regen hörte auch den Rest des Tages nicht mehr auf.

Nach dem Kyffhäuser (mit geschlossener Gastronomie) machten wir uns auf den Weg zum „Martin-Luther-Entführstein“, den wir nach ca. 2,5 Stunden inkl. Pause an einer Backtheke erreichten. Fünf Minuten Fußmarsch, kurze Infos von Martin und Diskussion (hierbei stellte sich heraus, dass die „Lutherrose“ und die „Lippische Rose“ identisch sind - was fürs Klugscheißerwissen). Zum Parkplatz zurück, und dann schmiss Lea ihr Moped beim Wenden in die rote Asche. Zum Glück ist ihr nichts passiert! Ach ja, apropos Glück: Das war einer der Begriffe des Zündfunkens – da gehe ich aber nicht weiter drauf ein.

Wir entschieden uns, auf kürzestem Weg zum Zielhotel zu fahren. Dabei kam noch mein Aufreger des Tages: ein Banner mit der Aufschrift „Naturschutz statt Klimawahn“ und durchgestrichene Windräder. Was sind das für verblendete Ignoranten, die so etwas von sich geben? Wir sind wohl wirklich im Querdenker-Kernland gelandet. Dann fiel mir noch auf, dass Schmalkalden am Ortseingang als Partnerstadt Remscheid angegeben hat – kann das sein, dass zwei deutsche Städte eine Partnerschaft miteinander haben? Oder ist das Schild nach 33 Jahren noch nicht geändert worden? Als Martins Navi vollends die Grätsche machte, übernahm Klaus die Führung und brachte uns problemlos and Ziel. Hier waren wir die Ersten und konnten die Mopeds „premium“ unter Dach abstellen.
Höhepunkt des Abends war ein „Viel Glück und viel Segen“-Video für den Neu-Enkel Theo.
So, das muss reichen, sonst bleibt kaum mehr Platz im Tagebuch für die zweite Hälfte unserer Grenztour.

RalfS

P.S.: Psycho-Frage: Wieso beschreibe ICH hier Vorder- und Rückseite und die anderen nur die Vorderseite?
ENDE

 


6. Tag, Donnerstag, 15. September 2022

Schmalkalden – Lengenfeld

Thema des Tages: Mödlareuth
Daher zitiere ich aus dem Wikipedia-Eintrag zu diesem Stichwort:

„Mödlareuth ist ein Dorf mit rund 40 Einwohnern, das zu einem Teil im Freistaat Bayern (Landkreis Hof mit 16 Einwohnern) und zum anderen Teil im Freistaat Thüringen (Saale-Orla-Kreis mit 24 Einwohnern) liegt. 41 Jahre lang verlief die innerdeutsche Grenze mitten durch das Dorf entlang des Tannbachs.
Geschichte
Etwa seit dem 8. Jahrhundert gab es im Gebiet um Mödlareuth eine dünne, überwiegend slawische, aber auch Menschen anderer Stämme inkulturierende Besiedlung. Kirchenpolitisch trafen hier, nach der Missionierung durch Bonifatius, die Bistümer Zeitz (nordöstlich) und Würzburg (südwestlich) aufeinander. Die Diözesangrenzen waren jedoch noch nicht klar umrissen. Bei der Verlegung des Bischofssitzes Zeitz nach Naumburg und der Gründung des Bistums Bamberg um 1007 durch König Heinrich II. wuchs dem Gebiet in dem Maße eine Relevanz als Bistumsgrenze zu, als sich mit dem Bezirk der umfangreichen Königspfarrei Hof, der politisch mit dem Reichsgebiet Regnitzland zusammenfiel, ab 1032 hier kirchliches Leben entfaltete.
Das Bestehen des Ortes Mödlareuth lässt sich urkundlich bis zum 19. Februar 1289 zurückverfolgen.[3]
Im 16. Jahrhundert wurde der Tannbach, der durch Mödlareuth fließt, als Grenze zwischen dem Markgraftum Bayreuth und der Grafschaft Reuß-Schleiz festgelegt. 1810 wurde daraus die neue Grenze zwischen dem Königreich Bayern und dem Fürstentum Reuß jüngere Linie. Auf die Bevölkerung wirkte sich diese Grenzziehung jahrhundertelang nur wenig aus. Es gab nur eine Schule und nur ein Wirtshaus, die sich im reußischen Teil von Mödlareuth befanden. Zur Kirche ging man in das benachbarte bayerische Pfarrdorf Töpen. Weiterhin existierte ein gemeinsamer Mödlareuther Männergesangverein.
1945 kam Thüringen, zu dem das frühere Fürstentum Reuß seit 1920 gehörte, zur sowjetischen, Bayern hingegen zur amerikanischen Besatzungszone. Als 1949 das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland und die Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik verabschiedet wurden, verlief durch den Ort die Grenze zwischen beiden deutschen Staaten. Der Verkehr zwischen den beiden Teilen war nun nur noch mit Passierschein und „kleinem Grenzschein“ möglich. Mödlareuth-Nord gehörte zur DDR (Bezirk Gera) und Mödlareuth-Süd zur Bundesrepublik Deutschland (Freistaat Bayern).[4]
Ab 1952 begann die DDR damit, die innerdeutsche Grenze einseitig von Osten her mit Sperranlagen zu versehen, um die Flucht ihrer Bürger in die Bundesrepublik zu verhindern. Mödlareuth lag fortan im sogenannten Schutzstreifen der DDR-Grenze und durfte von Bundesbürgern bis 1989 gar nicht und durch DDR-Bürger von außerhalb des Sperrgebietes nur noch mit besonderer Genehmigung betreten werden. Aus Sicht des SED-Regimes „unzuverlässige“ Bewohner grenznaher Gebiete wurden zwangsumgesiedelt (sog. „Aktion Ungeziefer“), so auch einige Bewohner von Mödlareuth. Die direkt an der Grenze stehende Obere Mühle wurde abgerissen, nachdem ihren Bewohnern kurz zuvor noch die Flucht in das nur einen Schritt entfernte Bayern gelungen war.
1952 wurde auf DDR-Seite zunächst ein übermannshoher Bretterzaun errichtet, der 1958 durch einen Stacheldrahtzaun ersetzt wurde. Im Jahr 1966 wurde von den DDR-Grenztruppen eine Betonmauer ähnlich der Berliner Mauer errichtet, wie sie auch bei anderen Orten direkt an der Grenze als Sperrmauer und Sichtblende entstand. Lediglich im Jahr 1973 gelang es einem DDR-Bürger, die Mauer bei der Unteren Mühle (die danach von den DDR-Grenztruppen abgerissen wurde) zu überwinden und in die Bundesrepublik zu flüchten. Außerhalb der eigentlichen Ortslage von Mödlareuth bestanden die DDR-Grenzsperranlagen aus einem Metallgitterzaun, an dem bis 1983 auch Selbstschussanlagen montiert waren.
In den Jahrzehnten der deutschen Teilung stand der DDR-Teil des Dorfes Tag und Nacht unter schärfster Bewachung, während sich die Mauer auf bundesdeutscher Seite zu einer Touristenattraktion entwickelte. Die in der Region stationierten amerikanischen Soldaten gaben dem Ort den Spitznamen Little Berlin (dt. Klein-Berlin).
Die politische Wende in der DDR und die Öffnung der innerdeutschen Grenze am 9. November 1989 führten dazu, dass auf Druck der Mödlareuther am 9. Dezember 1989 ein Grenzübergang für Fußgänger in Mödlareuth eröffnet werden konnte. Am 17. Juni 1990 wurde ein Teilstück der Mödlareuther Mauer auf Initiative der beiden „Ortsbürgermeister“ Arnold Friedrich und Herbert Hammerschmidt durch einen Bagger abgerissen. Ein Teilstück blieb als Mahnmal erhalten und ist heute Bestandteil des Deutsch-Deutschen Museums Mödlareuth. Der Fotograf und Filmemacher Arndt Schaffner widmete einen Großteil seines Schaffens der Dokumentation der deutschen Teilung am Beispiel von Mödlareuth und gehört zu den Mitinitiatoren des Museums.“

www.wikipedia.org
Stichwort „Mödlareuth“
Aufruf am 15.09.2022

Georg S

 


7. Tag, Freitag, 16. September 2022

Nach dem Zündfunken starten wir schon in Regenkleidung. Unter dem Helm machen wir uns Gedanken über den Begriff „Heimat“. Über den Himmel ziehen bereits die ersten Regenwolken. Unser erstes Ziel: Annaberg mit Besuch der Kirche St. Annen. Im Vorraum der Kirche ein Gebet von Bernhard v. Clairvaux. Es passt zu unserem Thema:

Denk dran, wo immer Du Dich niederlässt:
Er ist schon da,
der Dich getragen, geprägt, geführt und bereitet hat.
Er ist schon dort,
der Dich in Ungeahntes, Neues führt.
Er ist schon dort.
Geh mit ihm, erfahr ihn, wie Du es nie geglaubt.
Er ist schon dort.
Geh – Du bist nicht verlassen.
Der Herr zieht mit.

Nach Kaffee & Kuchen geht´s weiter durchs Erzgebirge. Entlang der tschechischen Grenze kommen wir nach Johanngeorgenstadt, gegründet 1641. In der sowjetischen Besatzungszeit und später in der DDR wurde unter dem Ort Uranerz abgebaut. Dadurch kam es innerorts zu Bodensenkungen. 1951 wurde der Abriss der Altstadt beschlossen. Proteste und Kundgebungen wurden unterdrückt; ca. 4000 Bewohner wurden umgesiedelt.
Unser nächstes Etappenziel sollte Klingenberg sein. Auf dem Weg dorthin rasteten wir an einer kleinen Bäckerei und warteten dort einen heftigen Schauer ab. Mehrere Straßensperrungen durch Baustellen und der Regen ließen uns diesen Tourtag etwas früher beenden.

MelanieH & JoachimG

 


8. Tag, Samstag, 17. September 2022

Abschied - oder „Des Bikers letzte Runde“
Ja… heute heißt es Abschied nehmen.

In Niedersachsen in Wiedensahl,
da konnte jemand dichten ganz ohne Qual.
Wilhelm Busch - vielen bekannt -,
stammte aus dem Schaumburger Land.
Den folgenden Nachsatz, ich kann es nicht lassen,
den möchte ich à la Wilhelm Busch verfassen:

Der Heinz mit Marianne Motorrad fuhr,
sie freuten sich beide über jede Tour.
Doch eines Tages - welch ein Graus
war’s mit Mariannes Gesundheit aus.

Da steht der Heinz mit seinem Geschick
und wartet auf ein neues Glück.
Wohin soll er fahren, was für ein Stress.
Dann kam die Fügung: Pilgern mit PS.

Aufgeregt, nervös gestartet,
was ihn wohl dort erwartet?
Frohgemut eins, zwei, drei,
fix war der Junge nun dabei.

Die Tourguides und die ganze Runde -
schön war‘s mit ihnen zu jeder Stunde.
Der eine Typ - der war nicht toll -
der wird gestrichen im Protokoll.

Alles was danach kam,
bei Regen oder Hitze:
ich kann nur sagen,
das war alles Spitze.

Bei mancher Unterkunft - ich sag’s nicht gern,
da fehlte wohl ein halber Stern.
Auch gab es Häuser mit Sternen-Gezier,
aber abends ab 9, da gab’s kein Bier.

Die Mädels und die Jungs, die ganz vorne fuhren:
ich war sehr gern in Euren Spuren.
Fuchsjagd gab’s und Trödelei,
wir hatten stets von allem dabei.

Und dann dieser Moment:

Alpenprüfung bestanden, so trat der Tourguide heran
und steckte mir dieses Kreuz hier an.
Dieses Kreuz, ich kann’s Euch sagen,
ich werde es stets bei mir tragen.

Liebe Pilger, danke für das, was ich mit Euch gesehen;
alleine wäre das nie geschehen.
Ob Spurensuche oder Kurztour zur Saar:
mit Euch, das war einfach wunderbar.

SHG SH2
war bei vielen Touren dabei.
ca. 40.000 km mit Euch gefahren,
die werde ich stets im Herzen bewahren.

Liebe Tourguides, ob Frau, ob Mann,
Ihr habt sehr viel für uns getan.
Für Eure Mühe, für Euren Fleiß
verdient Ihr einen besonderen Preis.
-----
Dieser Applaus hier im Lande -
verdient hättet Ihr das Kreuz am Bande.
Danke für Eure Umarmungen, Danke für jedes liebe Wort,
ich nehme es mit an meinen neuen Ort.

Im Norden wird meine neue Heimat sein,
zum Jahrestreffen stelle ich mich gerne ein.

Mit einer Träne im Auge, ich gesteh´s in dieser Runde,
dies ist nicht unbedingt meine leichteste Stunde.
Zum Abschied reiche ich jedem die Hand,
liebe Grüße vom Heinz - aus dem Schaumburger Land

HeinzS

 

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