Neue Erfahrungen für Gashand, Geist und Seele

Pilgern mit PS, Helmkreuz am Morgen vor dem Zündfunken
Pilgern mit PS, Gruppe auf einer kleinen Passstraße
Pilgern mit PS, in den Bergen unterwegs mit dem Motorrad
Pilgern mit PS, Abschied beim Start
Pilgern mit PS, Passanfahrt,  es wird spannend
Pilgern mit PS, eine Gruppe unterwegs
Pilgern mit PS, Serpentinfahrten
Pilgern mit PS, Anfahrt zum Hahntennjoch
Pilgern mit PS, Gruppenpause
Pilgern mit PS, Weidevieh auf der Straße
Pilgern mit PS, Pass-Abfahrt
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
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PlayPause

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Mystery-Tour 2023"
1.7.2023 – 9.7.2023

 

1. Tag - Samstag, 01.07.2023

Endlich geht es los

Nachdem wir uns am 13. Mai, Wochen im Voraus beschnuppert haben, geht es heute nun endlich los. Der Treffpunkt an der Kapelle zur Hilligen Seele ist für mich neu. Ich bin ja auch erst zum zweiten Mal dabei. Als ich mich letztes Jahr mit einem weinenden Auge am Schloss Beichlingen von der Pilgergruppe verabschiedet habe, stand für mich fest: ich fahre nächstes Jahr wieder mit!

Anhand des Datums fällt meine Auswahl nicht schwer: die Mystery-Tour soll es sein.
Na denn, dann weiß ich eben nicht, wo es hingeht. Aber egal, wie sagt man so schön: Gottes Wege sind unergründlich.
Mein Mann bringt mich zur Tour und möchte wissen, wie sind „DIE“ denn, die Pilger?! „Ne tolle Truppe“, waren seine Worte und ich hörte raus, er würde gerne mitfahren.
Und jetzt geht es endlich los!

Unser Zündfunke beschäftigt mich erst durch das Loslassen von meinem Mann und dann das Loslassen der Kontrolle über den Weg. Ich ertappe mich bei jeder Pause beim Überprüfen der Wegstrecke und merke: loslassen ist nicht so einfach. Aber letztendlich überwiegt die Schönheit der Strecke!
Vorbei an der Heimat des Barons von Münchhausen, durch den schönen Ort Braunlage, vorbei an der blauen Holzkirche in Clausthal-Zellerfeld und dem Ort Stolberg mit seinen wunderschönen Fachwerkhäusern. Der Harz begeistert mich sehr. Trocken und alle wohlauf kommen wir im Hotel „5 Linden“ in Wickerode an.

Natürlich geht das Ankommenbier in die Nachtickerrunde über und wir freuen uns über eine gelungene Wegstrecke. Alle Spekulationen über das Ziel sind verworfen…. für heute!
Wo es morgen hingeht? Wer weiß es?

SabineS

 


2. Tag - Sonntag, 02.07.2023

Es ist Sonntagmorgen und wir haben uns eingefunden unter den Linden!
Pünktlich um 8:57 Uhr lässt Thomas seine Klangschale erklingen. Für diesen Tag ist unser mentaler Anker „Vertrauen“ – in all seinen Facetten.

Aber bevor es in den Tag geht, nochmal kurz zurück zu – „wir haben uns eingefunden unter Linden…“, Hotel 5 Linden. Hierzu möchte ich gerne das Lied von Heino „Kein schöner Land“ aufgreifen:
Kein schöner Land in dieser Zeit,
als hier das unsere weit und breit,
wo wir uns finden, unter den Linden zur Morgenzeit (sorry, Abendzeit…)

Ob bewusst gewählt oder nur zufällig - aus meiner Sicht jedenfalls passend: „viel schönes Land“ zu erfahren, im wahrsten Sinne. Um nur einige aufzuzählen:
Kelbra – Kyffhäuser – Bad Tabarz – Träbes – Fladungen – Frankenheim – Wildflecken – Bad Brückenau – Schlüchtern… bis zum Ziel in Bad Soden-Salmünster im Landhotel Betz.
Um noch ein Lied mit einzubringen: „The wind of change“ war heute immer präsent – sehr viel und starker Wind einhergehend mit abwechslungsreicher Landschaft.

„Vertrauen“ war heute ständig präsent und manchmal auch gefordert in Fahrbahn, Technik, das eigene Fahrkönnen und ein bisschen in unser aller Schutzengel.
Es gibt einen manchmal etwas leichtfertig benutzten Satz: „Vertrauen zahlt sich aus.“
Heute, mehr denn je, hat sich das Vertrauen ausgezahlt. Und nicht zuletzt das in unsere Tourguides Thomas, Ulrich und Rainer.

Mit einem wohligen, zufriedenen Gefühl klingt der Tag beim Nachtickern, Abendessen und geselligem Beisammensein aus!

ChristianB

 


3. Tag - Montag, 03.07.2023

Wir stehen noch vor 9:00 Uhr zum Zündfunken in Bad Soden-Salmünster am Landhotel Betz zusammen. Ich denke, das liegt daran, dass alle hochmotiviert und gespannt sind, wie es wohl weitergeht. Nach der Begrüßung durch Ulrich verliest Christian seine Gedanken zum Thema Vertrauen. Danach machen wir uns zur Weiterfahrt bereit und wir wissen nach 2 Tagen immer noch nicht, wo es hingehen könnte. Das heutige Thema lautet „Lebe im Augenblick, im Hier und Jetzt.“

Für einen Montag finde ich, ist der Verkehr sehr angenehm. Die Autofahrer sind nett und fahren rechts ran, damit wir sicher an ihnen vorbeifahren können. Anwohner stehen am Rand und winken uns zu. Es ist wenig Verkehr und wir können fahren, so wie wir Spaß haben.

Das gestrige Thema „Vertrauen“ finde ich vorbereitend, d.h. ich brauche Vertrauen in mein Motorrad, dass alles so funktioniert, wie es soll. Genauso, wie ich mich auf die Verkehrsteilnehmer, die mit unserer Fahrt zwangsweise verbunden sind, verlasse. Dies ist für mich die Voraussetzung, dass ich mich dem oder den vielen Augenblicken in Echtzeit widmen kann. Alles rundherum ist so, wie es sein soll und ich kann mich konzentrieren auf die schnellen, langgezogenen Kurven in atemberaubender Landschaft. Unser Deutschland ist so schön, es verdient (und das nicht nur mysteriös) von uns befahren zu werden.
Bewusst wahrgenommen habe ich

  • Kurven: schnelle langgezogene, langsame und schwierige, Spitzkehren auf Asphalt und in Schotter-Ausführung.
  • Straßen: Landstraßen, Kreisstraßen, Dorfstraßen, Waldwege, Feldwege, kleinste Gassen, flache und steile Passagen.
  • Geschwindigkeit: von Schrittgeschwindigkeit, etwas schneller als schieben bis weit über 100 km/h
  • Gesichtsausdruck: sehr ernst und angestrengt bei den schwierigen Passagen und ‚Grins‘ bis über beide Ohren bei den Spaßmacher-Abschnitten.
  • Ortsnamen: Hetzlos, passt zum Thema, Bojendorf und Wattendorf in Kombination mit dem scharfen Wind haben uns gefühlt an Nord- oder Ostsee fahren lassen. Fast wären wir in Ostpreußen gelandet, aber nein es war nur Königsberg in Bayern.

Die Single Roads haben den Schottlandfahrern das Herz aufgehen lassen, aber für mich sahen sie mit ihren Leuchtpfosten manchmal aus wie auf einer Spielzeuglandschaft, über die wir hinwegschweben. Betrachte ich mir den Track auf LocaToWeb, so erkenne ich ein „Z“. Fahren wir nach Buchstaben?

Mit breitem Grinsen kommen wir in Konnersreuth in der Oberpfalz an, es war ein schöner Tag. Ich bin auf die morgige Tour gespannt, wo werden wir morgen Abend landen?

Vielen Dank an die Tourguides, Ihr macht einen tollen Job.
Vielen Dank an alle! Schön, dass ich ein Teil eurer Gemeinschaft sein darf.

Liebe Grüße
WolfgangH

 


4. Tag - Dienstag, 04.07.2023

4. Tag der Mystery Tour 2023; Niedernhall am Kocher

9:00 Uhr Zündfunke vor dem Hotel. Nach der Begrüßung erinnert ThomasM an unseren Kollegen ThomasK, der bei dem letzten Besuch noch bei uns war. Josef findet eine rote Blüte und legt sie zur PmPS-Fahne.

Im heutigen Zündfunken geht es um das Thema „Berührung“. Die Erinnerung an ThomasK berührt uns und wir halten Stille und denken an ihn.
Das Thema unterm Helm steht auf einer Karte, die Ulrich herumreicht. „Mut“ ist für mich das Thema. Auf der Karte steht außerdem: „Nur für heute werde ich keine Angst haben und ich werde mich an allem freuen, was schön ist. Und ich werde an die Güte glauben.“

Wir fahren los. Ich denke: es kann eigentlich nur in den Bayerischen Wald gehen. Ja, Pustekuchen. Ulrich fährt immer gen Westen. Wo fahren wir hin? Zwischendurch mutmaßen wir Rothenburg ob der Tauber, aber zeitlich passte es nicht. Wir landen schließlich in Niedernhall am Kocher. Weder den Ort noch den Fluss habe ich jemals gehört.
Leider kommen wir heute nur mit einem Teilnehmer weniger an. Gerd hatte einen Unfall, der Gott sei Dank nur mit materiellem Schaden einherging. Aber trotzdem ist für ihn die Tour leider vorbei.
Trotzdem, Tourguides: wieder mal alles richtig gemacht. Echt mysteriös. Die Tour nach Niedernhall ist ganz anders, als gestern nach Bad Soden. Heute fahren wir durch gefühlt ewig lange Felder. Die schönen Waldsträßchen sind verschwunden aber dafür haben wir schnelle Strecken, das hat auch was.

In Niedernhall erwarten uns schöne Weinberge und lecker Essen und Trinken. Es war wiedermal ein schöner Tag.
Apropos Mut:
Ich ermutige Euch, auch wenn es euch vermeintlich schwerfällt, einmal das Tour-Tagebuch mit euren Gedanken, Ideen und persönlichen Texten zu bereichern. Es ist gar nicht so schwer, wenn ihr erstmal einen Gedanken gefasst habt und euch zum Tagesmotto entsprechende Worte ausdenkt. Mir hat es viel Spaß gemacht und ich danke euch, dass ihr bereitwillig zugehört habt. Also gebt euch einen Ruck und übernehmt diese gute Art, euch auch einmal anders in diese Tour einzubringen. Wenn ich es nochmal nehme, wird es doch auch langweilig, oder?

Liebe Grüße
Wolfgang H

 


5. Tag - Mittwoch, 05.07.2023

Von Unternzell – ach nee: Niedernhall in den Südschwarzwald; Landgasthof zur Burg in Wutach-Ewattingen

Nachdem Wolfgang seinen Tagebuch-Eintrag-Vortrag mit einem Mut-Appell beendet hat, zieht das Tagebuch seine Kreise. Ich denke noch darüber nach, ob es wirklich Mut erfordert, da bleibt es auch schon bei mir hängen. Ich glaube ja daran, dass sich das Tagebuch seinen Schreiber aussucht – und nicht umgekehrt. So, nun bin ich heute also wieder einmal dran. In Ergänzung zu Wolfgangs Appell kann ich sagen: Für MICH ändert es etwas, wenn ich das Tagebuch „im Gepäck“ habe. Ich nehme den Tag intensiver wahr, mache mir mehr Gedanken, womit ich es wohl füttern kann.

Die Zündfunken haben bislang wunderbar aufeinander aufgebaut:
Loslassen – Vertrauen – im Hier&Jetzt sein – und gestern dann diese Kärtchen, die wohl ein bisschen zu wenig zur Geltung gekommen sind. „Nur für heute“ heißt es da, soll ich mir vornehmen, etwas anders zu machen als sonst. Nur für heute mal nicht nörgeln, mal keine Angst haben, mal Mut haben, mal nicht alle Probleme auf einmal lösen wollen. Nur für heute – ja! Und wenn mir heute so etwas in kleinen Schritten gelingt, dann ist ein Anfang gemacht, dann kann ich es morgen vielleicht noch einmal versuchen, und es gelingt mir vielleicht noch einmal. Und vielleicht fällt es mir sogar leichter. Übung macht den Meister und Routine erleichtert manches im Leben.
Und wenn mir im Heute etwas doch nicht so gelingt, wie ich es mir vorgestellt oder gewünscht habe? Dann bin ich trotzdem um eine Erfahrung reicher und kann es morgen noch einmal versuchen. Und ich kann mit Wohlwollen darauf schauen anstatt mich zu grämen. Ich kann das Gestern nicht ändern und auch nicht das Morgen – aber JETZT kann ich… was auch immer…

Mich erinnert das an den Text (im Roadbook 2023 auf Seite 28): „Jeder Mensch ist dazu bestimmt, zu leuchten.“ Dieser Text gibt mir die Freiheit, mich über das, was ich (für mich) erreicht habe zu freuen; dankbar zu sein für das, was mir gut gelingt; mich nicht zu verstecken aus Sorge, dass meine Freude z.B. arrogant wirken könnte, dass andere sich durch mein „Leuchten“ unsicher oder ungenügend fühlen.
Stelle dein Licht nicht unter den Scheffel, sondern leuchte!
Ich bin dankbar, diesen Text für mich „entdeckt“ zu haben. Ach ja: Dankbarkeit war das heutige Stichwort, der Impuls, den ich so eigentlich gar nicht wahrgenommen habe. Aber Dankbarkeit ist für mich der Grundtenor, wenn ich mit Euch Mitpilgern unterwegs bin. Und es ist mir gelungen, diese Dankbarkeit in meinen Alltag zu übertragen. Manchmal überrasche ich Menschen, wenn ich das Thema Dankbarkeit in eher ungewöhnlichen Zusammenhängen anspreche – ob ich dann in solchen Momenten zu intensiv leuchte??? Egal, DIE Freiheit nehme ich mir.

Dankbar war ich heute für das herrlich lebendige Wolkenspiel.
Dankbar, dass die Straßen zwar anfangs noch nass waren, es von oben aber trocken blieb.
Dankbar, dass Rainer wieder so wunderbare Strecken aus dem Navi gezaubert hat.
Dankbar, dass Christian das Thema „Lieder im Kopf“ eingebracht hat – ich dachte, das geht nur immer mir so.
Dankbar, dass Wolfgang das Thema „Ortsnamen“ erwähnt hat – sonst auch gerne mein Metier.
Mir sind bei dieser Tour bislang mysteriöserweise die einsilbigen Orte aufgefallen:
Sand – Salz – Wald – Korb – Rast
Apropos einsilbig: genug gesagt. Nur dies noch: Gott sei DANK !

ConnyJ

 


6. Tag - Donnerstag, 06.07.2023

Es ist Donnerstag und wir sind in Wutach im Gasthof „Zur Burg“

Hier übernachten wir zweimal. Heute ist also Fahrtag ohne Gepäck. Wir treffen uns zum Zündfunken auf dem kleinen Spielplatz neben dem Haus. Nachdem Conny in beeindruckender Weise ihre Gedanken über Dankbarkeit vorgestellt und auch die Impulse der Tage davor noch einmal aufgegriffen hat, dreht das Tagebuch wieder seine Runden. Auch heute will sich nicht so leicht jemand finden, der es für den Eintrag seiner Gedanken an sich nimmt. ThomasM beschließt daher, das Buch erst einmal in die Mitte zu legen und abzuwarten, ob sich evtl. noch jemand nach Bekanntgabe des Impulses für den Tag dazu entschließt. Also greife ich kurzentschlossen zu. Ich sollte an diesem Tag nicht alleine auf meinem Motorrad unterwegs sein. Das Tagebuch und ich – eine Gemeinschaft. Gemeinschaft, der Impuls für heute.
Und wie Conny sagte: man ist ganz anders unterwegs, viel bewusster, aufmerksamer für den Tag. Und man macht sich mehr Gedanken, die festgehalten werden wollen. Zum Abschluss des Zündfunkens las Rainer noch einen Text aus dem Roadbook vor: „Noahs Arche“. Es geht um die unterschiedlichsten, merkwürdigsten Tiere, die Noah mit auf die Arche nahm, die sonst auf dieser Welt nicht existieren würden. Die Spaßvögel, die Meckerziegen, seltsame Vögel usw.
Auf die Menschen bezogen zeigt das die Vielfältigkeit der Typen auf, und doch sind alle eine Gemeinschaft, ohne die ein friedliches Zusammenleben nicht möglich wäre.

Heute Fahrtag ohne Gepäck. Die Freude war groß und die Spannung auf tolle Strecken und die wundervollen Landschaften des Schwarzwaldes auch. Wir fuhren los und wie fast jeden Morgen in den letzten Tagen drehten wir die obligatorische Runde durch den Ort, um dann den anderen noch einmal zuzuwinken. Nachdem wir im Nachbarort noch das Gewerbegebiet kennenlernen durften, fuhren wir über kleine bis kleinste Straßen, die sich nicht nur von rechts nach links durch die wunderschöne Landschaft schlängelten, sondern auch noch wellenförmig auf und ab.
Bei jeder Kuh, die ich am Wegesrand sah, dachte ich: „Bist du eine dumme Kuh?“. Oder: „Die Ziege auf der Wiese hinter einer Kurve könnte eine Meckerziege sein“. Nein, die Tiere können nichts für die Menschen mit ihren Eigenschaften, aber sie können sich nicht wehren.

Mittag wollten wir auf dem „Blauen“ machen, einem 1.165m hohen Gipfel mit Aussichtsturm. Von dort hatte man einen unglaublichen Rundblick auf Schwarzwald, Vogesen, Jura und die Alpen; wirklich überwältigend! Mittag gab es leider nicht, weil die Gastronomie wegen Umbau geschlossen hatte.
Also weiter über Mäusedärme zum Gasthof Haldenhof, wo wir im Biergarten die Aussicht genossen. Wir waren uns einig, dass das Fahren besser ist als in den Alpen, jedenfalls heute im Hier und Jetzt. Wir fuhren durch Schönau, den Geburtsort von Jogi Löw, bis zum Schluchsee, wo wir noch eine Kaffeepause einlegten.
Ungeplant kamen wir ins Nachtickern. Silvia Sabine :-) erzählte, wie sie ihrem Mann von der Gemeinschaft bei PmPS vorgeschwärmt hat, wie aufeinander geachtet und respektvoll miteinander umgegangen wird. Die Erfahrung dieser Gemeinschaft hat uns alle infiziert, sind wir uns einig.

Heute kamen wir das erste Mal in dieser Woche als letzte Gruppe im Hotel an. Es war ein ganz besonderer Tag. Danke!

UweO

 


7. Tag - Freitag, 07.07.2023

Mystery-Tour, Abschied vom Schwarzwald

Mit dem Zündfunken um 9:00 Uhr ist es spätestens Realität geworden, dass es jetzt Abschiednehmen vom Schwarzwald heißt. Allerdings habe ich nicht gedacht, dass er uns an diesem Tag noch so lange begleitet. Wir fuhren bis zur dritten Pause immer noch im Schwarzwald auf seinen genialen Straßen und durch seine grandiosen Landschaften. Die 1 ½-te und die zweite Pause hatten wir wegen Christians Luftverlust am Hinterreifen an einer Tankstelle und bei einem Reifenhändler verbracht, der aber nur das Ventil tauschen konnte. Aber spätestens bei der dritten Pause an der 710m hoch gelegenen Gaststätte am „Durben“ war klar, dass das mit dem Ventil nichts gebracht hatte. Der Reifen hatte schon wieder fast die komplette Luft verloren. Nach einigem Hin und Her mit Telefonaten bei Reifenhändlern in der Umgebung kam der Tipp von der Wirtin, es doch mal beim kleinen BMW-Händler in Biberach zu versuchen.

Das wurde dann zum Plan A. Nachdem der Reifen noch einmal mit Rainers Kompressor (den ich zum Glück dabei hatte) und Strom von DirkBs Mopped wieder aufgepumpt war, fuhren wir ins Tal zu besagtem Händler. Der hatte tatsächlich einen passenden Schlauch auf Lager. Der angestammte Motorradschrauber war zwar nicht mehr zugegen, aber man war sich schnell einig, dass – wenn Christian selbst das Hinterrad ausbaut – man auch den Schlauch gewechselt bekommt. So kam es dann auch. Wir als Gruppe beschlossen, Christian nicht alleine zu lassen. Es war zwar klar, dass wir dann nicht wie geplant die Route weiterfahren konnten, aber irgendwie würden wir schon zum Hotel kommen.

Über volle und heiße Bundesstraßen und eine Strecke durch Frankreich ist es uns dann gelungen, gegen 18:20 Uhr den Schweigener Hof in Schweigen zu erreichen und ein Ankommbier zu genießen.
Was mir allerdings bereits an unserem Rundfahrtag und heute natürlich auch noch zum Thema Schwarzwald und Gemeinschaft eingefallen ist, ist folgendes:

„Schatzhauser im grünen Tannenwald
bist schon viel hundert Jahre alt.
Dir gehört all Land, wo Tannen stehen,
lässt Dich nur Sonntagskindern sehen.“

Das ist der Spruch, mit dem der Kohlenmunk-Peter das Glasmännlein im Tannenbühl anruft.
Und da mir das Wort Bühl (süddeutsch für Hügel) in mehreren Pensions- und Hotelnamen begegnete, fiel mir auch wieder die Schwarzwaldsage „Das kalte Herz“, niedergeschrieben von Wilhelm Hauff, ein. Viele von Euch kennen bestimmt die (wie ich finde) tolle DEFA-Verfilmung der Sage, aber es lohnt sich, auch das Original zu lesen. Es ist ein Stoff nicht nur für Kinder.
Jedenfalls möchte Peter Munk einer vermeintlich tollen Gemeinschaft angehören, ist aber zu töricht, die drei Wünsche, die ihm das Glasmännlein gewährt, sinnvoll zu nutzen. Der Holländermichel verspricht Abhilfe und macht den Peter zu einem reichen aber auch kalten und herzlosen Menschen. Peter mit dem steinernen Herzen verstößt seine Mutter, schlägt und misshandelt seine Frau und hat am Ende keinen einzigen Freund mehr. Selbst das kalte und steinerne Herz kann so nicht weiterleben. Die Seele sehnt sich nach einer Gemeinschaft.
Lest am besten selbst, wie die Sage sich zum Guten wendet.

DirkJ

  


8. Tag - Samstag, 08.07.2023

Wir sind im Grenzgebiet zwischen dem Elsass/Frankreich und der Pfalz/Deutschland.
Unsere vorletzte Nacht verbrachten wir im Ort Schweigen.

Heute: letzter Tag der Mystery-Tour – letzter Aufbruch – letzte geguidete Tour – letzte Hotelunterkunftsansteuerung – Ende der Tour – wirklich?
Die Wettervorhersage für heute lautet: es wird heiß – die Sonne wird scheinen und alles geben. Für uns eine anstrengende Herausforderung.

9:00 Uhr: Helmkreuz, Kreisformation, Klangschalenton – Zündfunke
Wir hören eine Geschichte aus der Bibel. Jesus geht mit einigen ausgewählten Jüngern auf den Berg. Dort erleben und sehen sie Ungeheures. Jesus verpflichtet seine Jünger, nicht davon zu erzählen bis er auferstanden sei. Seine Aufforderung: Haltet bis dahin den Mund. Maulkorb.

Welch eine Zumutung – ich stelle mir die Jünger füßescharrend vor…
Der Gedanke für unter den Helm aber lautet: Was erzählt Ihr von der Tour, wenn Ihr wieder daheim seid? – Oh –
Ich frage Dr. Google: Was heißt „erzählen“? Woher kommt dieses Wort?
Ich erfahre: erzählen bedeutet

  1. anschaulich darstellen/darlegen
  2.  informieren, berichten

Ursprünglich leitet es sich von „zählen“ ab.
Ich stelle mir die Frage: Was erzähle ich? Da fällt mein Blick auf das Ortsschild „Schweigen“ und ich probiere es mit der Bedeutung des Wortes. Ich halte für mich inne, merke, dass es in meinem Kopf mal nach vorne denkend geht. Etwa so: wem erzählst du was wie…?
Und dann wenden sich die Gedanken rückwärts: Was war wann wo…?
So ist die Aufforderung, zu erzählen, die Herausforderung, Erlebtes noch mal zu durchdenken und in eine Reihenfolge zu bringen. Ich für mich stelle fest: erzählen hat etwas mit zählen zu tun. Dann merke ich: je nachdem, wem ich begegne, bin ich eher informativ berichtend, oder lege mein Herz, meine Begeisterung in die Erzählung. Ich zeige, was mich berührt hat. Soweit mein Innehalten in Schweigen.

9:25 Uhr startet unsere Kleingruppe, die anderen beiden Gruppen sind bereits davongerollt. Wir sind nur noch 4 Moppeds. ThomasS hat sich angesichts der für ihn besonders anstrengenden Wetterlage entschieden, auf dem schnellsten Weg zu Unterkunft zu fahren. Hut ab bzw. Helm ab, denke ich. Es ist nicht einfach, sich zu entgruppen und die Sorge, das Kümmern um sich selbst in den Vordergrund zu stellen. Für unsere 4 Moppeds geht es über Frankreich in den Pfälzer Wald. Dort erleben/erfahren wir Strecken erfrischend durch die Waldumgebung. Wie viele unterschiedliche Waldgebiete haben wir auf dieser Tour gesehen, erlebt, gerochen – denke ich so bei mir.
Die Überquerung der Rheinebene in den Odenwald verlangt uns einiges ab – Pause, trinken, Beine, Körper ausschütteln, zurecht ruckeln, sammeln, aufsitzen und weiter geht´s. Wir erreichen den Main, den Spessart und die Zielgerade – Hammelburg in Sicht!

Unsere 5 Moppeds – ThomasS ist bereits dort – sind heile abgestellt. Die anderen sind auch da. Welche Freude! Die Unterhopfung kann durch ein gezapftes Bier zunächst einmal gebändigt werden – puhh – angekommen….
19:30 Uhr: vorzügliches Abendessen, alle Sinne ansprechend, ein Augenschmaus und eine Gaumenfreude
20:45 Uhr: Kreisbildung. Was erzählen wir?
DirkBs Beitrag: Erst einmal nichts. Und wenn ich gefragt werde, dann… Ich finde seine Gedanken stimmig.
Die Mystery-Pilgertour geht zu Ende. Pilgern, so sagt Dr. Google, bedeutet: in der Ferne, in die Ferne, aus der Ferne. Und ganz ursprünglich „per agere“ = über seinen Acker schauen, sein Ansiedlungsgebiet. Morgen/Heute geht es nach Hause, in einen wohlbekannten Rahmen zurück. Wie und wann passen dann die Erlebnisse aus der Ferne da rein? Es wird sich zeigen.

Blicken wir zurück auf die Bibelstelle. Welche Bewegung ist aus dem Erzählen der Jünger entstanden!
Welche Macht liegt im Erzählen!

MioR

 


9. Tag - Sonntag 09.07.2023

Letzter Tag der Mystery Tour.

Eigentlich und leider ist es heute nicht mehr mysteriös. Wir wissen alle, dass es nach Hause geht! Aber nur, wenn eine schöne Zeit zu Ende geht, kann sie irgendwann wieder neu beginnen.
Nach einem sehr guten Essen finde ich nicht so richtig in den Schlaf in der letzten Nacht. Ich bin aufgeregt, wie am ersten Tag! Aber warum? Ich glaube, es ist die Angst, ich muss mich von meinen neuen Freunden trennen! Und mir kommt der Gedanke, werde ich sie wiedersehen? Bestimmt werde ich das, aber nicht in der Konstellation! Wie sagte Conny gestern: nie wird es wieder so sein, wie es war!!!!! Und sie hat recht, aber es war soooo schön und ich werde noch lange an die Zeit zurückdenken!!!!

Mein Mann kommt mich abholen. Ich freu mich sehr darauf! Er hat eine stramme Anreise, wenn er um 9:00 Uhr pünktlich zum Zündfunken da sein möchte! „Den“ möchte er nämlich miterleben! Das ist ein Zeichen, dass es ihm gut gefallen hat! Mein Wecker geht wie jeden Morgen um 6:40 Uhr. Allerdings bin ich um 6:00 Uhr schon wach. Bernd schreibt mir, dass er unterwegs ist und ich freue mich, dass ich noch ein letztes Mal mit allen anderen frühstücken kann. Er ist pünktlich da und wir können um 9:00 Uhr den Zündfunken beginnen.

Nachdem Mio das Tagebuch von gestern vorgelesen hat, haben wir alle noch mal die Möglichkeit, wenn wir möchten, danke zu sagen. Ich denke, es gibt so viel, wofür es sich lohnt, Danke zu sagen.
Danke, dass wir gesund diese Tour fahren durften.
Danke für die tolle Gemeinschaft.
Danke, dass es so tolle Teilnehmer gab.
Danke, dass unsere Motorräder alle so gut funktioniert haben.
Danke, dass wir so tolle Tourguides hatten.
Danke, dass wir regenfrei fahren durften.
Danke, dass wir so tolle Unterkünfte hatten.
Danke, dass wir so tolle Strecken befahren durften.

Leider bekamen wir heute morgen die Nachricht, dass ThomasS, der schon ein paar Tage gesundheitliche Probleme hatte, heute morgen ins Krankenhaus musste! Er hat eine einseitige Lungenentzündung. Aber jetzt wird ihm geholfen. Er wird wohl, wenn er genesen ist, vom ADAC mit seinem Motorrad nach Hause gebracht. Das tut uns sehr leid und wir wünschen ihm gute Besserung.

Als der Zündfunken vorbei ist, geht es in die große Verabschiedungsrunde. Jeder fährt seiner Wege. Es tun sich einige Kleingruppen zusammen und alle fahren nach Hause!
Bernd und ich fahren noch ein ganzes Stück durch den Spessart nach Hause bis wir letztendlich doch wegen der Hitze die schnellere Variante wählen und somit um ca. 15 Uhr zu Hause sind!
Am späten Abend meldet sich unsere Kleingruppe, um mitzuteilen, dass alle wohlauf zu Hause sind!

Ich muss Uwes Worte zitieren: „Es war mir eine Ehre, mit Euch die Woche fahren zu dürfen!
Wir waren eine tolle Gruppe.“ Mega, das macht Lust auf weitere Pilgerreisen!!!!!

Meine Gedanken sind noch bis in den späten Abend bei meiner Pilgergruppe und ich werde noch sehr lange von diesen Erlebnissen zehren!
Vielen Dank
Sabine Elke (Elsa) und natürlich Silvia ;-)

 


Nachtrag Montag, 11.07.2023

Ja, auch ich bin sehr dankbar für alles Erlebte und auch für die Entscheidung bezüglich der Heimfahrt: Eine kleine Abordnung, zufällig deckungsgleich mit allen Anwesenden des McColour-Clans von der Schottland-Tour (Ulrich, Mio, Rainer, DirkJ, Conny), beschloss, via Grävenwiesbach zu fahren, um dort die Verabschiedung des Diakons Joachim Pauli mitzufeiern.
Vorher noch zu ThomasS ins Krankenhaus – die Genesungswünsche aller Mitpilger überbringen.

Herr Pauli hat in den letzten Jahren maßgeblich zum Gelingen unseres Saison-Auftakt-Wochenendes „BDW“ (Beginne Deinen Weg) beigetragen und ist damit ein ganz besonderer Teil unserer Gemeinschaft. Sich nur einmal im Jahr zu sehen, und sich doch so verbunden zu fühlen -das ist schon eine ganz besondere Beziehung. Auf ihn konnten wir vertrauen, doch nun müssen wir loslassen – und darauf vertrauen, dass es anders weitergeht.

Die Überraschung ist uns jedenfalls gelungen – die Freude allseits riesengroß: „Ach… die Biker sind sogar auch da!“ haben wir mehrfach von Herrn Pauli und auch von anderen Gemeindemitgliedern gehört. Auch MartinK und MarkusS als bisherige Hauptorganisatoren von BDW waren mit Begleitung angereist.
Ein schöner Abschluss – oder besser: Übergang. Denn es geht ja weiter. Nur eben etwas anders. Für Herrn Pauli, für BDW, für uns alle.
Herr Pauli griff noch einmal die Deutung der Bibelstelle „IM Anfang war das Wort“ auf, die auch schon im April Inhalt unseres Gottesdienstes war: Der Anfang war, der Anfang ist im Hier und Jetzt und der Anfang wird weiter andauern.

Das gilt für BDW und das gilt für Pilgern mit PS als sich ständig weiter entwickelnde Projekte im fortdauernden Anfangen. Und das gilt natürlich erst recht für Gottes große Idee, sein Werk und sein Wirken in uns!

Und bis wir uns wiedersehen…

ConnyJ

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Vogesen 2023"
5.8.2023 – 13.8.2023

 

Prolog / Samstag, 05.08.2023

Start der „Pilgern mit PS“-Tour in die Vogesen.
Endlich ist es soweit. Wir starten von der Drüggelter Kapelle zu unserer Fahrt in die Vogesen.
Rückblick: Nachdem die Anmeldungen freigeschaltet waren, haben sich nur wenige Teilnehmer für diese Fahrt entschieden. Somit stand es auch nach vielen Wochen noch in den Sternen, ob die Fahrt überhaupt stattfinden würde. Nachdem unsere Guides sich entschlossen hatten, auch mit zwei Gruppen zu fahren und der Veranstalter hiermit einverstanden war, stehen wir nun hier in der Drüggelter Kapelle und haben unser Helmkreuz zum ersten Zündfunken gelegt.

Was erwartet uns in den nächsten acht Tagen?
Ich hoffe auf eine harmonische Gemeinschaft, eine unfallfreie Reise, inspirierende Zündfunken und gute Diskussionen in den Nachtickerrunden.
Wenn Petrus die Himmelsschleusen auch endlich schließt, steht doch eigentlich einer schönen Woche nichts mehr im Weg.

Aus unserem Roadbook habe ich einen Segenswunsch für uns etwas geändert und erbitte ihn so für unsere gemeinsame Tour:
„Möge Gott auf den Straßen, die vor uns liegen, vor uns herfahren.
Mögen wir die hellen Spuren des Glücks finden und ihnen auf dem ganzen Weg folgen.“
Das ist mein Wunsch für unsere Pilgerreise.

Zum Schluss möchte ich einen gemeinsamen herzlichen Gruß an unseren erkrankten Guide schicken, verbunden mit den besten Wünschen einer baldigen und vollständigen Genesung. In Gedanken sind wir verbunden und nehmen Dich mit.

Günther

 

1. Tag - Samstag, 05.08.2023

 Um 9:00 Uhr versammeln wir uns in der Drüggelter Kapelle zum Startzündfunken der Vogesentour. Wir, das sind die Tourguides Conny und Mike sowie 10 Teilnehmer.
Leider fehlt Georg, der 3. Guide, aus gesundheitlichen Gründen. Aber, wie Mike berichtet, ist er auf dem Weg der Besserung. Von hier aus alles Gute und schnelle Genesung, lieber Georg.
Der heutige spirituelle Impuls lautet: „Freiheit“
Was ist Freiheit für uns? Was verbinden wir damit?

Als meine Gruppe (Mike, Claudia, Günther, Thomas, Helmut und ich) starten will, springt das Mopped von Günther nicht an. Wahrscheinlich liegt es an der Batterie. Er will sich um eine neue kümmern und nachkommen. Also fahren wir erst einmal ohne ihn los.

Verabschiedet werden wir von RitaC, SabineS, Franz-JosefC und WolfgangE. Vielen Dank dafür!

Mike führt uns über kleine, kurvige Straßen durch das Sauerland und schon nach wenigen Kilometern harmoniert die Gruppe fahrtechnisch sehr gut. Im Westerwald, in Kroppach, machen wir bei Kaffee und Kuchen eine Mittagspause und überqueren später mit der Fähre den Rhein bei Linz.
Am Steinerberghaus in der Nähe des Eifelstädtchens Kesseling machen wir nach sehr anspruchsvoller Anfahrt eine letzte Pause und genießen einen wunderschönen Ausblick auf die Höhen der Eifel.
Nach 300 km erreichen wir um 17:30 Uhr unser erstes Tourhotel, den Landgasthof Pfahl in Wershofen und werden freudig von Günther begrüßt. Der BMW-Notdienst hat ihn mit einer neuen Batterie versorgt und er ist auf direktem Weg zum Hotel gefahren.

Erstes Fazit:
Die Gruppe funktioniert fahrtechnisch. Es blieb trocken. Das Fahren in der Gruppe hat Riesenspaß gemacht und Mike hat eine wunderschöne Route ausgearbeitet.
Nach einem reichhaltigen Abendessen und einem Feierabendbierchen falle ich sehr zufrieden ins Bett. Ein gelungener Tag. So soll es weitergehen.

Und der Gedankenimpuls? Freiheit? Mir fielen zuerst zwei Texte ein:
1. Rosa Luxemburg:
„Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.“
Damit wollte sie einen Maßstab setzen für die Art und Weise, wie mit Widersprüchen, gegensätzlichen Positionen in- und außerhalb der eigenen kommunistischen Partei umgegangen werden sollte.
Und 2. Marius Müller-Westernhagen:
„Alle, die von Freiheit träumen, sollen´s Feiern nicht versäumen,
sollen tanzen auch auf Gräbern.
Freiheit, Freiheit ist das Einzige was zählt.“

Lasst uns die Freiheit nehmen, auch in schlimmen, schweren Zeiten das Leichte und Schöne zu erkennen und Freude daran zu haben.
In diesem Sinne wünsche ich uns einen schönen Tag.

Klaus

 


2. Tag - Sonntag, 06.08.2023

 Abfahrt war 9:30 Uhr. Den ganzen Tag haben uns Regenschauer begleitet. Trotzdem blieb die Gruppe zusammen.
Die Tour wurde aufgrund des Wetters ein bisserl abgekürzt.
Bei einer Pause stellte ich fest, dass ich fast mein Nummernschild verloren hätte. Mit ein paar Kabelbindern fix repariert ging´s dann aber weiter.
Um ca. 17:00 Uhr sind wir dann am Hotel alle heile angekommen.

Das Wetter war zwar nicht so dolle, aber trotzdem war es ein Tag, den man so schnell nicht vergisst.

Helmut

 


3. Tag - Montag, 07.08.2023

Mit dem Zündfunken startet traditionell jeder Tag unserer Pilgertour, so auch heute.
Der Impuls des Tages: „Vertrauen“ – Wem oder was vertraut Ihr?

Ich vertraue wieder ein bisschen mehr meinem Fahrstil bezüglich Grasnarben, Kehren und engen Straßen. Ich stelle aber auch fest, dass verlorenes Vertrauen wieder aufgebaut werden kann.
So auch heute:

  1. Zum Start schmale Straßen und Kehren => läuft.
  2. Halt: tolle Aussicht ins Tal. Tiefe, Weite, Rundumsicht => eventuell wie beim Vertrauen?
  3. Halt: Verdun. Beeindruckend, über 600.000 Tote – doch für was oder wen? Wem vertrauen wir, damit so etwas nicht wieder passiert?
  4. Halt: Pause, Aussicht, Mahnmal der Amerikaner zu einer weiteren Schlacht mit 500.000 Beteiligten.

Nun sind wir angekommen mit vielen Eindrücken. Zur Geschichte. Zum Motorradfahren. Zum Vertrauen?

Willi

 


4. Tag - Dienstag, 08.08.2023

Der Tag fängt gut an. Wir treffen uns zum Zündfunken und Anne inspiriert alle mit ihrem Lachen. Das passt gut, denn das heutige Thema ist „Freude“.

Mich begleitet das Thema den ganzen Tag. Ich bin achtsam, was bereitet mir Freude?

  • Freude bereitet mir das unbefangene, herzliche Lachen von Anne in der Runde.
  • Der freundliche Gruß der Mutter mit ihrem Hund, die auf der Straße spazieren geht.
  • Die Kinder, die uns freundlich begrüßen, als wir den Ort passieren.
  • Die Aussicht und die tollen Kurven erfüllen mich mit Freude.
  • Die Ziegen erfüllen mich mit Freude, als sie auf einem Gerüst herumklettern. Offensichtlich haben sie Spaß.

Ja, was ist denn nun Freude?

Es sind die vielen Kleinigkeiten, die mir ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern.

Claudia

 


5. Tag - Mittwoch, 09.08.2023

Der heutige Tagesbericht beginnt leider mit dem Ende der Tagestour:
Unsere beiden Gruppen standen mit dem Ankommenbier an unserer Unterkunft, als es zu einem Unfall an der Zufahrt zu unserer Unterkunft kam. Unsere Gruppe half im Rahmen ihrer Möglichkeiten!! Der verunglückten Motorradfahrerin wünschen wir schnelle und vollständige Genesung!!! Freud und Leid liegen dicht beieinander.

Freude über den schönen Ort des heutigen Zündfunkens. Nach wenigen Metern Fahrt fanden wir uns an der Quelle der Mosel ein. Den Zündfunken konnte jeder für sich in einer Minute der Besinnung finden. (Mike wollte seine Motorradstiefel schwimmen lassen.)

Als Sozia freue ich mich heute, mehr Beinfreiheit zu haben, da keine Seitenkoffer.
Die Tour führte uns über mehrere Cols mit schönen, herrlichen Aussichten. Auch Abschnitte der diesjährigen Tour de France haben wir befahren. Gedenkstätten säumten mehr oder weniger unseren Weg.

Zusammenfassend war es ein fahrerisch schöner, trockener Tag, in einer harmonischen Gruppe.
Zum Schluss nochmals gute Besserung der verunglückten Motorradfahrerin.

Heidrun und Martin

 


6. Tag - Donnerstag, 10.08.2023

Heute beginnt unser Rückweg Richtung Norden. Wir verlassen die Südvogesen, um die Nordvogesen zu erkunden. Der Weg dorthin führt uns wieder über tolle, kurvenreiche Straßen, die meistens leer sind. Aber einige bekannte Cols sind sehr befahren. Man merkt: es ist noch Ferienzeit.
Langsam steigen auch die Temperaturen, mittags erreichen wir 27°C. Das ist für mich eindeutig zu heiß und ich freue mich, dass unser Guide einen Rastplatz findet, wo wir unsere Mittagspause im Schatten verbringen können.

Eine Sehenswürdigkeit ist auch noch eingeplant: Der Felsen und die Kapelle von Dabo.
Die Kapelle befindet sich auf einer Bergkuppe, von der man einen schönen Blick über das Buntsandsteinmassiv der Mittelvogesen hat.

Am Hotel angekommen und nach einem leckeren Abendessen auf der Terrasse tauschen wir uns über unseren heutigen Zündfunken aus: „Gemeinschaft“. Was bedeutet das für uns?
Gemeinschaften sind veränderlich, oft zweckgebunden. Gemeinschaften müssen gepflegt werden. Sie können einen auch stärken.

Für diese Woche sind wir eine Pilger-Gemeinschaft, in der wir zusammenwachsen, uns gegenseitig stärken und behütet fühlen dürfen.

Anne

 


7. Tag - Freitag, 11.08.2023

Im Hotel „Notre Dame de Bonne Fontaine“ verbringen wir eine Doppelübernachtung, so dass wir nach einem guten Frühstück mit leichtem Gepäck in den Tag starten. Doch zuvor halten wir unseren Zündfunken bei einer nahen Wasserquelle ab.

Der Impuls für heute: „Aufbrechen, Ankommen, und was dazwischen liegt“.

AUFBRECHEN:
Entlang des Canal de la Marne au Rhin fahren wir bei schönstem Wetter bis zum großen Hebewerk bei angenehmen 21°C. Am Col du Donon schrauben wir uns zunächst entlang eines Baches in die Höhe. Im Laufe des Tages werden weitere Cols folgen. Gegen Mittag suchen wir, wie auch die letzten Tage, einen Supermarkt auf und kaufen uns Baguette, Käse und Salami, um diese dann bei einer Rast am Col du Hantz zu verzehren.

Danach werden wir bei einem Halt an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof doch sehr nachdenklich und sind froh, dass wir heute mit unseren Nachbarn in Frieden leben können.
Mittlerweile sind es 33°C und wir sind froh über eine weitere Kaffeepause, um dann gegen 17:30 Uhr bei einem Ankommenbier und anschließendem Nachtickern ANZUKOMMEN.

Weitere Erkenntnisse:

  • Französische Straßen fressen Reifen. Günther konnte nicht an unserer heutigen Tour teilnehmen. Er musste in Saarbrücken neue Reifen aufziehen lassen.
  • Und: Rauchen ist in Frankreich sehr teuer.

Thomas

  


8. Tag - Samstag, 12.08.2023

[Anm. der Red.]: Das Tagebuch kann sich heute trotz mehrfachen Kreisens nicht für einen einzelnen Schreiber entscheiden, deshalb trägt jeder am Abend einen kurzen Gedanken ein:


Eine schöne Woche geht zu Ende. Danke an Euch alle!
Willi

Ich bin froh, dass ich als Sozia so gut akzeptiert wurde und ich die Gruppe nicht gebremst habe.
Heidrun

Schön, dass ich dabei war: neue, nette Bekanntschaften, spirituelle Gedanken und schöne Landschaften erkundet. Danke an die beiden Guides.
ich (Martin)

Bonnes Routes, Cols, Routes Forestières. Toll gemacht! Vielen Dank dafür!
Thomas

Eine schöne Woche liegt hinter uns mit heißen, sonnigen Tagen, aber auch mit Regen. Gemeinsam haben wir alles gemeistert. Vielen Dank für die gute Tourenplanung und die tolle Führung durch die Guides.
Holger

Ich schließe mich allem an. Besonders fand ich die kleinen Stopps mit Besichtigungen. Die vielen Kreuze haben mich zum Denken angeregt.
Anne

Ich schließe mich meinen Vorschreibern an.
Claudia

Es war eine beeindruckende Woche mit netten Mitpilgern und vor allen Dingen super geplanten Touren unserer Guides. Ganz herzlichen Dank.
Günther

Tolle Tour in ein fahrerisch herausforderndes und landschaftlich sehr schönes Zielgebiet. Hervorragend vorbereitet und durchgeführt von den Guides, Georg, Conny und Mike. Vielen Dank für eine besondere Woche, die einige Zeit nachwirken wird.
Klaus

Ich fand die Tour absolut toll. Komme bestimmt wieder. Tolle Leute, super Gespräche, tolle Touren. Ein ganz neues Gefühl in der Woche bekommen. Vielen Dank an alle. Allen alles Gute und immer oben bleiben. Ganz liebe Grüße an alle!
Helmut

 

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Dolomiten 2023"
26.8.2023 – 3.9.2023

Hallo liebe Mitpilger in die Dolomiten,
wir wünschen Euch (und uns) bereichernde Erlebnisse, viel Spaß und Gottes Segen.
Eure Tourguides
Rainer…………Peter……………Monika

1. Tag - Samstag, 26.08.2023

Was für ein Tag!!!

Es ist Samstag, der 26. August 2023, der Tag, auf den wir alle seit Monaten hingefiebert haben.
Es ist der Beginn unserer gemeinsamen „Pilgern mit PS“-Dolomitenfahrt.
Es ist der Tag, an dem die seit Wochen und Monaten geschürte Vorfreude abgelöst wird durch die Freude des tatsächlichen Aufbruchs zur Reise.
So erklärt Peter heute Morgen im Rahmen unseres ersten „Zündfunkens“ und im Angesicht des ersten Helmkreuzes dieser Reise denn auch folgerichtig diesen ersten Tag, den Tag des Aufbruchs und des Beginns von etwas ganz Neuem, kurzerhand zum „Tag der Freude“.

Und wie recht er damit hat!
Schon beim Aufstehen heute morgen erfasst mich so etwas wie eine „nervöse Freude“. Die Freude darüber, dass es nun endlich losgeht, gepaart mit der Sorge, ob ich auch tatsächlich beim Packen an alles Notwendige gedacht habe. Schließlich bin ich in Sachen Motorradreisen inzwischen etwas aus der Übung geraten.
Als ich den Zündschlüssel drehe und das Motorrad unter mir seinen vertrauten Motorenlaut ertönen lässt, erfasst mich eine unbändige, erstaunte Freude darüber, dass nun wirklich wahr zu werden scheint, was noch vor Monaten undenkbar schien.
Von Meschede über Warstein kommend erreiche ich alsdann das Paderborner Umland und frage mich, angesichts der unüberschaubaren Zahl der Windräder und „Windmühlen“, die mich augenblicklich an die La Mancha Spaniens erinnern, welch „Don Quichotterie“ mich eigentlich hier umtreibt und plötzlich verflüchtigt sich die Freude und nehmen Bedenken aller Art alsbald ihren Platz ein.

Aber endlich erreiche ich die „Hillige Seele“, realisiere, dass tatsächlich jetzt etwas ganz Neues beginnt; höre, wie Peter dem Tag sein Motto gibt, wie alles sich in dieser Freude des Aufbruchs sammelt; wie das unerwartet gute, trockene Wetter und wie der Verlauf des Tages, mit seinen Kurven und Geraden, den Wäldern, die wir durchfahren und den Ebenen, die wir passieren, freudige Momente wie am Fließband gebiert.

Es ist herrlich, wieder so beschwingt unterwegs zu sein. Monika, unser Guide, fährt einen unaufgeregten, sicheren Fahrstil und ich fühle mich pudelwohl in ihrem Schlepptau.
Und wo Freude ist, da ist auch Dank! Und so singe ich, wie eh und je, unter meinem Helm ein um das andere Mal mein „Großer Gott wir loben Dich!!“.

Das war aus meiner Perspektive der erste Tag. Ein wahrer Tag der Freude!!

Andreas

 


2. Tag - Sonntag, 27.09.2023

Von Wertheim nach Herbertingen

Der Tag fängt stimmig an. Wir hören von Pur
„Der triste Himmel macht mich krank … ein schweres graues Tuch … das die Sinne fast erstickt“.
Das passt genau zu der Stimmung, die das Wetter gerade abbildet. Ich überlege: „Was ziehe ich denn jetzt an? Wage ich es ohne Regenzeug… ?“
Aber der Liedtext geht noch weiter:
„Komm mit mir ins Abenteuerland… auf deine eigene Reise … und tu‘s auf deine Weise…
Neue Form, verspielt und wild, die Wolken malen ein Bild, … in dem sich jeder Wunsch erfüllt.“

Das macht Mut. Einfach aufbrechen und das Abenteuer kann beginnen.
Das Thema „Aufbruch“ ist der Gedanke für den Tag.
Was gehört zum Aufbruch?

  • etwas Altes verlassen
  • Unbekanntes wagen
  • Risiko eingehen

aber

  • Neues entdecken
  • neue Erfahrungen sammeln
  • Neues anfangen

„Wenn nichts mehr sein kann, wie es war, nichts ist, wie Du es Dir wünschst, und nichts sein wird, wie Du es Dir erträumst, ist es an der Zeit, alles loszulassen und neue Wege zu gehen.“
Aber Halt! Da ist noch etwas, dazu bin ich doch ein zu planerischer Mensch. Ein Aufbruch sollte auch mit einer Vorbereitung beginnen… gerade bei einer Motorradtour.

  • manche putzen das Motorrad
  • es wird gewartet, Bremsbeläge und Reifen geprüft und gewechselt

Aber auch der Mensch sollte sich zum Aufbruch vorbereiten. S
o wollen wir ein paar Aufwärmübungen machen, um unsere – manche sind ja auch etwas älter – Gelenke in Schwung zu bringen (siehe Skizzen):

 1. Motorrad aufsteigen (mit ausgestreckten Armen auf dem linken Bein stehen und das rechte Bein im rechten Winkel nach außen oben anheben).  Dolomiten Skizzen Aufwaerm 1
 2. Arme nach außen waagerecht ausstrecken und kreisen.  Dolomiten Skizzen Aufwaerm 2
 3. Handgelenke dehnen (Schultern/Arme ausgestreckt am Körper nach unten ziehen, Fingerspitzen nach außen oben ziehen).  Dolomiten Skizzen Aufwaerm 3
 4. Arme nach außen waagerecht ausstrecken und Hände auf und zu/Greifbewegung.  Dolomiten Skizzen Aufwaerm 4 
 5. Arme nach außen waagerecht ausstrecken, Fäuste ballen und im Handgelenk kreisen.
 6. Arme hängen lassen und Schultern kreisen [Anm. d. Red.: besser nach hinten kreisen als nach vorne, weil die Schultern ohnehin viel zu oft nach vorne fallen/gezogen werden ;-)]  Dolomiten Skizzen Aufwaerm 5

Ach ja, noch einige Infos zur Strecke:
Dank der perfekten Routenplanung war der Regen halb so wild. Schöne Strecken mit teilweise trockener Fahrbahn. Schöne Kaffeepause in Böhmenkirch. Ein paar Kehren in Hütten ins Tal der Schmiech. Ankunft und Willkommenbier in Herbertingen um ca. 16:15h.

Stefan

 


3. Tag - Montag, 28.08.2023

Von Herbertingen nach Stilfs

Tagesverlauf:

  • Zündfunken neu mit Frühsport => gerne wieder
  • Aufbruch: Nieselregen, 16 Grad, es regnet weiter, die Temperatur sinkt bis auf 8 Grad
  • Pausen: bloß nicht die Handschuhe ausziehen. Mittag: aufwärmen im Gasthof „Zur Gemütlichkeit“ beim Kaiserschmarrn
  • weiter geht´s => Hahntennjoch, trockene Straßen => „juchhuh“
  • Reschenpass: leider wieder Regen
  • Ankunft am Hotel: heiße Dusche, Ankommenbier, lecker Essen => ich bin pappsatt
  • Nachtickern: reger Austausch… „Glaube ich?“
  • 23:00 Uhr: glücklich, müde

Danke, gute Nacht!

Anne

 


4. Tag - Dienstag, 29.08.2023

Von Stilfs nach Brixen.

In der Nacht habe ich bemerkt, dass es stark regnet. Nach dem Aufstehen zeigt mir der Blick aus dem Fenster Schnee auf den Bergen. Welch ein Sommer!
Nach dem Zündfunken entscheidet die Gruppe sich für den Weg über das Stilfser Joch, 2.757m hoch.
Das heißt, es ist Schnee zu erwarten, aber die Straße scheint frei zu sein. Es hat sich gelohnt! Es war gut dort zu fahren. Als nächstes: Gavia-Pass, 2.620m hoch. Wieder Schnee neben der Straße. Beide Male Temperatur bei 0°C. Besonders zu erwähnen ist das Zusammentreffen mit vielen Radfahrern hauptsächlich am Stilfser Joch. Mein Eindruck: Radfahrer sind ein merkwürdiges Völkchen. Sie können sehr störend und auch verstörend sein.

Nach dem Gavia-Pass eine leckere Mittagspause. Für unsere Fahrgruppe taucht der Name „Schlemmergruppe“ auf. Nach der Pause geht es trocken und zunehmend wärmer weiter, bis 25°C. Wir fahren den Tonale-Pass und dann durch Bozen. Kommen super durch.
Zuletzt folgt noch ein bisschen Regen. Wir ziehen Regenkleidung an und es folgt der Aufstieg zum Berghotel Schlemmer.

Alle sind gut und heile angekommen. Natürlich könnte man sagen, wenn alle gut Motorrad fahren, was sollte passieren? Aber auch Leute, die gute Fußgänger sind, rutschen schon mal auf einer Bananenschale aus. Also ist es schon erwähnenswert, dass alles gut gegangen ist.

Zuletzt habe ich versucht, dem Tag einen Namen zu geben, was mir Mühe macht. Es könnte sein:
Tag des Schnees; Tag der großen Temperaturschwankungen zwischen 0°C und 25°C; Tag der vielen Radfahrer; oder einfach: ein guter Tag.

Leo (entschuldigt die Schrift)
[Anm. d. Red.: Es gibt deutlich weniger gut lesbare Schriften ;-) … ]

 


5. Tag - Mittwoch, 30.08.2023

Unser Rundfahrtag durch die schönen Dolomiten.

Doch leider lief nichts wie geplant:

  • Es sollte ein schöner, trockener Tag werden
    => nach einer Stunde hatten wir bereits unser Regenzeug wieder an.
  • geplanter Zündfunke am Passo di Giau
    fällt aus => die kleine Kapelle ist geschlossen.
  • die schönen Pässe sind voll mit Reisebussen und Autos
    => wir kriechen im Schneckentempo dahinter her

Am Ende waren wir froh, endlich wieder am Hotel zu sein. Dort hatten wir allerdings noch sehr viel Spaß.

Anne

 


6. Tag - Donnerstag, 31.08.2023

  • 9:00 Uhr Zündfunke auf der Terrasse bei schönstem Wetter mit anschließendem Gruppenfoto vor schönster Kulisse.
  • Die „Schlemmergruppe“ hat sich Picknick-Pakete packen lassen.
  • Abfahrt um 9:25 Uhr vom Berghotel Schlemmer
    Unsere Gruppe hat das Penserjoch und die Timmelsjoch-Hochalpenstraße befahren.
  • An der Mautstelle haben wir Monikas Gruppe getroffen. Klaus hat den Kassierer so lange bequatscht, bis wir heute und morgen auf der Rückfahrt über das Timmelsjoch mautfrei passieren durften.
  • 16:45 Uhr Ankunft beim Brückenwirt und Ankommenbier. Monikas Gruppe trifft etwas später ein. Sie waren noch tanken.
    Von der Schlemmergruppe ist noch nichts zu sehen. Sie haben wohl zu viel geschlemmt.
  • Es ist ein schöner Tag bei Sonne und ohne Regen gewesen.

Tobias

 


7. Tag - Freitag, 01.09.2023

Von Sölden (A) nach Neresheim-Ohmenheim (D-BW)

Heute ist der erste Heimreise-Tag.
Der Tag beginnt mit Sonnenschein – das ist toll und mal was anderes! Den Zündfunken machen wir in der Maria-Himmelfahrt-Kirche in Zwieselstein. Das gefällt mir gut.

Der Impuls lautet: „What have you done today to make you feel proud?“.
Ich finde das merkwürdig – ein Laster bzw. eine Todsünde (Hochmut) soll thematisiert werden?
Ich bin heute bestimmt nicht stolz gewesen.

OK, um 9:30 Uhr ging es los aufs Timmelsjoch – also zurück nach Italien, da das Ötztal gesperrt ist.
Ca. 400 km Fahrstrecke liegen vor uns. Über das Timmelsjoch und den Jaufenpass geht es zum Brenner über die Brennerstraße. Und damit sagen wir den Dolomiten und den hohen Bergen: Ade! – Wir werden Euch vermissen.

Über Innsbruck, das wirklich eine tolle Stadt ist -mit dem Inn und den vielen Bergen drumherum- ging es weiter nach Garmisch. Dabei fielen mir die vielen Kletterer neben der Straße auf, die überall an jedem möglichen Parkplatz ihre Seile und Ausrüstung ausbreiteten.
Nachdem wir uns auf einem Parkplatz unserer warmen Anziehsachen entledigt hatten, ging es weiter Richtung Augsburg. In Ettal rasteten wir an einer Backstube mit angeschlossenem, kleinem Supermarkt. Hier gab es unglaublicherweise ein alkoholfreies Hefeweizen im Glas für 1,60 EUR und die Brezel für 80 Cent. Ein Gruppenfoto wurde auch noch gemacht.
Also weiter…
Dabei fielen mir immer mehr die Werbeplakate für die Wahl des Bayrischen Landtags im Oktober auf. Insbesondere ein Plakat der AfD, auf dem es heißt: „Ausweisen schafft Wohnraum.“ – Ich könnte kotzen!
Warum verstehen die Leute nicht, dass Extremismus in die Katastrophe führt? Demokratien sind verletzbar, weil sie aufgeklärte Bürger voraussetzen – aber FREIHEIT & VERNUNFT kann nicht erzwungen werden. Die Aufklärung glaubte, die Vernunft werde die Probleme des Lebens lösen, wenn man den Mut habe „sich seines eigenen Verstandes zu bedienen“. Das Problem dabei ist, dass der Verstand von der Wirklichkeit ausgehen muss und nicht bloß auf „Begriffen herumtappt“ (Kant).

Genug abgeschweift.

Dann kam der Unfall.
An einer Einmündung auf eine große Straße warten wir in unserer Fahrgruppe auf eine Lücke im fließenden Verkehr. Da war eine kleine Lücke, um rechts abzubiegen. Rainer, der vor mir fuhr, machte Anstalten, loszufahren, also ich hinterher. Da die Lücke anscheinend zu klein für uns alle vier war, stoppte Rainer wieder, was ich leider zu spät mitbekam. – Rumms! – Ich krachte Rainer ins Heck.
Dieser konnte sich noch gerade aufrecht halten – ich kippte mit meinem Mopped nach links und lag auf der Straße. – Mist!
Nachdem meine Maschine wieder aufgerichtet war, wurden die Schäden an Mensch und Maschine begutachtet.
Mensch: beide heil. Gut.
Maschine: Rainers BMW mit kaputtem Kennzeichenhalter und kaputtem Spritzschutz am Hinterrad. Ralfs Honda: alles intakt. => Japan : Deutschland = 1:0 !

Ach ja, und dann waren da noch die kaputten Dächer in einigen Dörfern an der B23.
Alles mit Planen notdürftig abgedeckt. Fürchterlich! Was ist hier wohl passiert? – Später erfuhren wir, dass es in Bad Bayersoien tennisballgroße Hagelkörner gegeben hatte, die diese Katastrophe verursacht haben.

Über kleine Landstraßen ging es dann Richtung untergehender Sonne zum Hotel im Spessart.
Dies erreichten wir nach 7 Stunden reiner Fahrzeit und 384 km Strecke um 18:10 Uhr.
Über 2.000 km sind wir nun schon unterwegs.

Das Ankommenbier schmeckte wie immer fantastisch. Das Abendessen war gut, das Nachtickern in der großen Gruppe „interessant“ und die letzten beiden Tage der Dolomiten-Tour können kommen.

Ralf

  


8. Tag - Samstag, 02.09.2023

Das Dreamteam
Pos. 1 Monika Teamguide
Pos. 2 Andreas
Pos. 3 Stefan
Pos. 4 Klaus
Pos. 5 Franz

Wir starten gegen 9:00 Uhr nach dem Zündfunken in Neresheim bei warmem und sonnigem Wetter. Die Ostalb ist hier leicht hügelig und von Wäldern, Feldwirtschaft und Wiesen und Dörfern geprägt. Hier gibt es noch Tankstellen mit Barzahlung und gläsernen Tankwarthäuschen aus den 60er Jahren. Als Opi mit seinem Käfer-Cabrio aus den 70er Jahren vorfährt, ist das Retro-Ambiente perfekt.

Es geht weiter in der gepflegten Kulturlandschaft mit Wildblumenstreifen am Feldrand, fast noch intakten Wäldern und netten kleinen Dörfern. Westlich von Crailsheim fahren wir durch Oberspeltach – hier habe ich von 1985 -1986 im Gasthof Sonne übernachtet. Kenne noch viele Dörfer, welche wir durchfahren. Die sehen aus wie vor fast 40 Jahren, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Weiter geht es in Richtung Künzelsau zum Kloster Schöntal. Hier essen wir und besuchen die Klosterkirche. Wir fahren weiter zur Mainfähre Mondfeld, setzen über und erreichen nach wenigen Kilometern unser Ziel, den Oberschnorrhof. Nach 245 km ist unsere schöne Ausfahrt zu Ende und es gibt ein schönes, kaltes Bier.

Ich wünsche allen eine gute Heimreise.

Franz

 


9. Tag - Sonntag 09.07.2023

…und damit letzter Tag der Dolomiten-Tour.

Die gewohnten Fahrgruppen der letzten 8 Tage lösen sich auf und nach dem Zündfunken und der ausgiebigen Verabschiedung mit vielen Umarmungen geht es in den neu gebildeten Fahrgruppen oder als Einzelfahrer Richtung Heimat.
Ich muss meinen Guide nicht wechseln, denn Rainer fährt mit mir und Anne nach Dortmund. Am Anfang sind wir nochmal auf schönen, kurvigen Straßen im Spessart unterwegs. Dann geht es an Marburg und Frankenberg vorbei Richtung Winterberg.

Die ganz kleinen Straßen im Sauerland lassen wir aus und so sind wir noch vor 16:00 Uhr in Dortmund.

In unserer WhatsApp-Gruppe erfahren wir, dass auch die anderen bisherigen Gruppenmitglieder gesund, aber nicht ganz unfallfrei nach Hause gekommen sind. So berichtet Ralf:
„Unfall Nr. 2: Leo ist mir hinten draufgefahren. BMW: Blinker abgerissen, Verkleidung zerkratzt.
Honda: nix. => Japan : Deutschland = 2:0 !“ (siehe Tagebucheintrag von Freitag).

Es war eine super Tour, und ich bedanke mich ganz herzlich bei allen Guides und bei allen Teilnehmern. Es war toll mit Euch und ich freue mich auf ein Wiedersehen!

Dirk

 

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Gurktaler Alpen"
09.09.2023 – 17.09.2023

Dortmund, 27.08.2023
Noch zwölfmal schlafen, dann geht es los – meine nächste Pilgertour –
eine „Aktion des Dekanats Bielefeld-Lippe“
Wie kann es sein, dass die „Aktion des Dekanats Bielefeld-Lippe“ in mir ein solch beseeltes Gefühl unter gleichzeitiger kindlicher Freude aufkommen lässt?!
Gestern hatten wir unser Vortreffen in Oerlinghausen, was vermutlich irgendwie mit dem Wohnort der Tourguides zusammenhängt ;-)
Bekannte und unbekannte Gesichter, Umarmungen und Händeschütteln – große Wiedersehensfreude und Respekt insbesondere für knallrote Lederkombis!
„Wo kommse wech?“ – eine der Kennenlerneingangsaufwärmfragen. Ich komme gerade aus einer beruflichen Umbruchphase, die mich sehr beansprucht. Ich komme gerade aus einer Trauerphase, die noch gar nicht abgeschlossen ist und weiter anhalten wird. Ich komme gerade aus dem Gefühl, wieder auf mein Motorrad zu steigen und in die Welt hinauszufahren – auf in das Leben und die Freiheit. Und ganz viele weitere „Ich komme gerade…“. Und ganz sicher werden wir über vieles bei dieser Tour sprechen. Ich werde durch Funken angezündet in mich hineinhorchen, den Dingen und mir auf den Grund gehen – zu mir kommen und eventuell Neues entdecken. Und mich darüber mit der Gruppe austauschen, andere Gedanken hören, andere Welten kennenlernen. Und genau deshalb ist die „Aktion des Dekanats Bielefeld-Lippe“ für mich so unbeschreiblich wertvoll und erfüllt mich mit diesem beseelten Gefühl der Vorfreude auf die Menschen und den gemeinsamen Austausch. Und das alles verbunden mit dem Durchfahren schöner Landschaften, Wiegen in langgezogenen Kurven und Drehen am Gashahn, bis die Hormone den Körper fluten! … und das ist wohl das Kind in mir, was hoffentlich noch lange dort wohnt!
Ich freue mich auf Euch!
Regina (die aus Dortmund kommt)
P.S.: Der Bleistift mit Radiergummi ist Tagebuch 4.0!

1. Tag - Samstag, 09.09.2023

„Echter“ Tourstart in die Gurktaler Alpen
Im Vorwort zu diesem Tagebuch steht: „Im seidig glänzenden Strich des Bleistifts manifestieren sich die ersten Ideen kreativer Menschen…“
Oje – was für eine Herausforderung! Aber der erste Impuls der Tour beim morgendlichen Zündfunken an der Hilligen Seele lautet „Freiheit“. Das Tagebuch landet bei mir und ich nehme mir vor, es nicht als Herausforderung zu deuten, sondern ich nehme mir die Freiheit, es als Bereicherung zu empfinden.

Freiheit – ein großes Thema mit vielen Facetten.
Eine Einschränkung ihrer Freiheit muss ReginaKrö noch vor Tourstart ertragen: aus gesundheitlichen Gründen kann sie leider nicht mitfahren. An dieser Stelle die besten Wünsche für eine baldige & gründliche Genesung. Von uns allen, denke ich. DIE Freiheit nehme ich mir.
Die Guides, Udo & Gudrun und Michael & Regina, stellen in diesem Zusammenhang unseren Freiheitsdrang auf die Probe: Möchte jemand die Gruppe „M&R“ verlassen, um den freien Platz in der Gruppe „U&G“ zu übernehmen und damit die Gruppenstärke beider Fahrgruppen auszugleichen? Uiiihhh! Schwierige Frage! Bin ich wirklich frei, diese Entscheidung spontan zu treffen? Wen stoße ich mit meiner Entscheidung – in welche Richtung auch immer – vielleicht vor den Kopf? Und: Seit wann empfinde ich beim Pilgern, also bei MEINEM Inbegriff von Freiheit, eigentlich so etwas wie Einschränkung? Naja, meine Freiheit endet ja bekanntlich immer dort, wo die eines anderen beginnt.

Ich persönlich genieße jedenfalls gerade die große FREIheit, ganz viel FreiZEIT zu haben. Eine Freizeit allerdings, die ich zuvor für die Firma geopfert habe. Sie wird mir also nicht geschenkt, und doch empfinde ich sie dankbar als Geschenk. „Was wirst du mit all der Freizeit tun?“, haben mich meine Kollegen gefragt. „Ich werde exzessiv Motorrad fahren!“, habe ich zurückgegrinst. Für die Entwicklung eines (noch) größeren (Lebens?)traums fehlte mir im Vorfeld die geistige Freiheit von Zwängen und Abhängigkeiten meines Alltags. Aber die Umsetzung dieses „schlichten“ Plans ist mir gelungen.

Im Laufe des Tages kam mir heute der Gedanke, dass die heutige Streckenführung ein perfektes Potpourri meiner bisherigen, diesjährigen Touren war:

  • In einem Ort wehte eine Schottland-Flagge und schon hatte ich den McColour-Song wieder im Ohr.
  • Mysteriöserweise kamen wir wieder am Ort „Salz“ vorbei und an weiteren Teilabschnitten der Mystery-Tour.
  • Auch die (private) Nürnberg-Monschterbesuch-Kirchentagstour war vertreten mit Abschnitten im wunderschönen Sinn-Tal und in der Nähe von Fulda – hier grüßt auch schon BDW2024!
  • Gleich zu Beginn musste ich an den Eintrag von Andreas im Dolomiten-Tagebuch denken: angesichts der vielen „Windmühlen“ im Paderborner Umland bezeichnete er seinen Aufbruch zu seiner allerersten PmPS-Tour als „Don Quichotterie“.  – Die Dolo-Tour bin ich übrigens NICHT mitgefahren! Aber lest gerne mal in den Tagebüchern der diesjährigen Touren nach.
    Was fehlt? Ach ja, die Vogesen-Tour. Erst nach der Ankunft in Hammelburg und einem sehr schmackhaften Ankommenbier tauchte eine passende Erinnerung auf: die Dusche blieb kalt !!!
    Hebel ganz nach links und volle Pulle aufgedreht…. Es blieb kalt! Die Lösung: Der Installateur hat sich offensichtlich die Freiheit genommen, das übliche „rechts und links“ zu vertauschen… *augenroll*.

So, genug für heute. Es war ein wunderschöner Tag, ein schöner Auftakt für eine hoffentlich weiterhin schöne Tour. Nun komme ich für heute zum Ende und freue mich darauf, in den nächsten Tagen von Euren jeweiligen Eindrücken zu hören. Das Tagebuch reiche ich deshalb nun weiter.

Ich bin so frei!

Conny

 


2. Tag - Sonntag, 10.09.2023

Zweiter Tag der Gurktaler Alpen Tour.

Erste Übernachtung der Tour war in Hammelburg im Hotel „Kaisers Weinland“. Nach einem guten Frühstück wurden die Maschinen wieder bepackt, teilweise noch trockengelegt (vom Morgentau befreit), bevor mit dem Zündfunken auf den heutigen Tag eingestimmt wurde. Der heutige Tagesimpuls lautet „gemeinsam unterwegs“. Was bedeutet das für Euch? Was verbindet Ihr damit?
Für mich bedeutet es, dass ich mich auf andere einstellen muss und mich eventuell etwas zurücknehme. Es heißt für mich: zusammen los und zusammen ankommen, und unterwegs sehen, dass auch alle mitkommen.

Mit dieser Einstimmung ging es dann wieder in zwei Gruppen los, mit noch leicht diesigem Himmel. Erst ging es für unsere Gruppe Richtung Osten, oberhalb Bamberg durch, bevor wir dann auf der Höhe von Hollfeld die Richtung änderten nach Süden in Richtung unseres heutigen Ziels, Enkering.
Es ging über Bundesstraßen, Landstraßen als auch Nebenstraßen, teils kurvig, teils geradeaus. Es gab Geschwindigkeitsbeschränkungen wegen kaputten Asphalts, die teils berechtigt waren und wo man andererseits den defekten Asphalt suchte. Unsere Guides hatten eine sehr abwechslungsreiche Strecke ausgesucht. Aber auch das Kulturelle ist nicht zu kurz gekommen. Neben einem gemütlichen, mittäglichen, alkoholfreien Weizen mit Käse- oder Pflaumenkuchen haben wir auf dem weiteren Weg noch den Goldkegelplatz in Ezelsdorf und die Wallfahrtbasilika in Gößweinstein besichtigt.
Nach einer durchweg schönen Tour sind wir bei schönstem Wetter gegen 17:15 Uhr an unserem Ziel „Gasthof zum Bräu“ in Enkering angekommen und freuten uns schon auf unser „Ankommenbier“. Mit einem 4-gängigen Abendessen und dem ein oder anderen zusätzlichen Getränk ließen wir den Tag zusammen ausklingen und freuen uns schon auf den nächsten, an dessen Ende wir unserem Ziel Gurk in Österreich wieder einige Kilometer näher sein werden.
Damit auch die Eindrücke der weiteren Tour hier vermerkt werden, reiche ich das Tagebuch nun weiter. Auf eine weiterhin tolle und abwechslungsreiche Tour!

Hans-Werner

 


3. Tag - Montag, 11.09.2023

3. Tag unserer Pilgerreise

Der Start, nach gutem Frühstück im ehemaligen Kesselhaus der Brauerei unseres Hotels „Gasthof zum Bräu“ sowie nach dem Zündfunken, wird überlagert dadurch, dass Franz-Josef verkündet, die Tour aus gesundheitlichen Gründen abbrechen zu müssen. Schade für ihn und schade für uns – aber kein Drama. Er sagt, dass er schon in ca. 4-6 Stunden zu Hause sein würde und er wird sehr herzlich verabschiedet.

Wir starten und rollen bei idealen Bedingungen durch das Bayernland, von einem Zwiebelkirchtürmchen zum nächsten. Die Straßen sind gut, kaum Autos unterwegs, die Landschaft bietet wunderbare Ausblicke. Doch die Fahr-Idylle wird schlagartig beendet: Ritas Maschine quittiert den Dienst, während der Fahrt und vollständig. Nachdem alle diagnostischen Bemühungen erfolglos sind, wird der ADAC gerufen, der allerdings in Person eines bemerkenswert desinteressierten Mitarbeiters auch nicht helfen kann. Immerhin organisiert er den Transport der Maschine in eine naheliegende Werkstatt, natürlich inklusive Rita, eskortiert von Mike. Mir schießt durch den Kopf: sollte dies das Auftaktereignis unseres heutigen Impulses sein? „Meine abenteuerlichste Reise.“

Naja, eher nicht. Das ist schade und ärgerlich, nicht wirklich abenteuerlich. Und worüber haben wir uns am Vortag unterhalten? „Warum fahre ich in einer Gruppe?“ Jetzt ist die Gruppe wirklich hilfreich! In deutlich geschrumpfter Gruppenstärke fahren wir schließlich weiter, vorbei an Hopfenplantagen, Prien und Rosenheim und sehen hinter Wasserburg am Inn schließlich erstmalig die Berge in der Ferne. Da werde ich trotz der noch immer hochsommerlichen Temperaturen von 30°C wieder etwas wacher. Tirol kommt in Reichweite und die Dusche.

Gegen 18:00 Uhr erreichen wir das Hotel, Mike trifft noch rechtzeitig für das Abendessen-Buffet ein und Franz-Josef ist wohlbehalten zuhause angekommen. Für Rita ist die Heimfahrt organisiert.

Welch ein Tag!
Martin

 


4. Tag - Dienstag, 12.09.2023

Der vierte Tag unserer Pilgerreise.

Das Tagebuch hatte mich heute ausgesucht. Der Start beginnt nach einem reichhaltigen Frühstück mit dem Legen des Helmkreuzes und dem Zündfunken. Worüber sich die Pilger heute auf der Fahrt Gedanken machen sollten ist „Was bedeutet für mich ‚beten‘?“

Das Wetter meint es wieder gut mit uns, wir starten bei strahlendem Sonnenschein. Vorbei geht es auf großen und kleinen Straßen am Zeller See in Richtung Großglockner. Wir erleben den Großglockner im Sonnenschein und fahren hinauf bis zur Edelweißspitze. Auf der Bergabfahrt geht es zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. Dort fahren wir auf den ersten freien Parkplatz. Hinter uns parkt ein anderer Motorradfahrer. Er fragte uns, ob er hinter uns parken könne. Natürlich beantworteten wir die Frage mit „ja“. Er hatte auch ein buntes Holzkreuz hinter der Scheibe, und so kamen wir schnell ins Gespräch.
Adrian erzählte uns, dass er gerade aus Rijeka in Kroatien kommt, wo er Verwandte besucht hat. Er zeigte großes Interesse an Pilgern mit PS, Telefonnummern wurden ausgetauscht und gemeinsame Fotos gemacht. Nachdem er noch seinen Palatschinken mit uns geteilt hat kam heraus, dass er nur ein paar Kilometer entfernt von SabineD wohnt. Und so trennten sich die Wege wieder.
Gibt es ein Wiedersehen?
Es liegt mit in Gottes Hand. Es wurden noch einige Bilder von den Resten des Pasterze-Gletschers und dem Großglockner-Massiv gemacht und dann ging es weiter über den Millstätter See in Richtung unseres Domizils für die nächsten zwei Tage: das JUFA Hotel im Stift Gurk. Wir kommen voll mit Eindrücken und leicht ermattet um 18:30 Uhr im Hotel an.
Was für ein herrlicher Tag!

Ulrich

 


5. Tag - Mittwoch, 13.09.2023

Der Tag fängt gut an!
Blauer Himmel, leckeres Frühstück, und schon wieder 11 nette Menschen, mit denen ich heute unterwegs bin. Ein Rundgang durch das Stift offenbart ein riesiges Gebäude und einen ansehnlichen Dom. Zündfunken ist unter dem großen Baum im Stiftshof, neben der Begegnungsstele, die an den Besuch von Papst Johannes Paul II. in 1988 erinnert. Anlass war die Heiligsprechung der Markgräfin Hemma, die hier vor ca. 1.000 Jahren gelebt hat. An sie erinnert auch eine Holzstatue im Hof.

Der Zündfunke bringt das Tagesthema „Berührung“ mit sich. Ich werde berührt von vielen Holzkreuzen am Straßenrand. Und das Michael nach 12 Kilometern anhält, um das Navi zu prüfen. Ich kann in der Zeit meinen Koffer richtig befestigen…

Dann geht es ab in die Berge, auf kleinen Straßen in kurzer Zeit viele Höhenmeter gen Himmel.
Später am Vormittag steht die Nockalmstraße an. Eintritt bezahlen und freies Fahren, und das bei bestem Wetter. Von jedem ein Portrait auf 2.000m, und weiter geht´s. Wieder Eintritt zahlen und wieder freies Fahren zum Kölnbrein-Stausee.
HALT! STOPP! Schon nach kurzer Strecke heißt es warten. Nicht 19 Sekunden… nein… es sind 19 Minuten für ca. 1km ohne Gegenverkehr. Sowas gibt‘s sonst nirgendwo. Die Strecke zum Stausee ist gut und kurvig zu fahren, trotz Polizeipräsenz keine Probleme. Nach Gruppenbild mit Fahne gehen wir… wir GEHEN tatsächlich gefühlte 100 Stufen ins Restaurant. Toller Ausblick auf den Stausee, und der Topfenkuchen begeistert alle, ebenso wie der Kellner, der seit 11 Jahren hier tätig ist und uns erzählt, wie schön es hier ist, morgens um 7:00 Uhr - ohne Besucher.

Leider werden wir jetzt von etwas anderem berührt: Das Wetter schlägt um und es beginnt zu regnen. Aber immer nur ein bisschen, eben der feuchte Segen von oben. Und schon geht’s die Strecke wieder zurück, trotz nasser Straßen und bergab kein Problem.
Bei der nächsten Pause haben wir eine Herde Kühe zu Gast, die von uns aber wenig Notiz nehmen. Dann geht es endlich wieder in vielen Kurvenschwüngen zum Dom in Gurk.
Die Gruppe von Udo & Gudrun hatte nur 3 Regentropfen… - Was uns das wohl sagen soll?
Ach, unterwegs kam noch die Nachricht unseres Heimfahrers Franz-Josef, dem es wieder gut geht.
Und auf geht es auf ein Neues – ich meine das Ankommenbier im Stiftscafé :-)

Durch das frühe Ankommen haben wir heute etwas mehr Zeit bis zum Abendessen. Die wird genutzt für einen Besuch im Dom und der Krypta. Laut Wikipedia gehört er zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken Europas, da er seit seinem Bau zwischen 1140 – 1200 kaum baulich verändert wurde.
Nach leckerem Abendessen und persönlichem Austausch in der Bar geht ein schöner und interessanter Tag zu Ende.

Joachim

 


6. Tag - Donnerstag, 14.09.2023

Kirchschlag bei Linz

So, Tagebuch, nun bist Du also bei mir gelandet – hier im Dom zu Gurk haben wir uns gefunden.
Bevor wir aber auf heute schauen, was war denn so in den Tagen zuvor?
Auf der Anfahrt hier in die Gurktaler Alpen haben mich Schilder auf „Ellmau“, „Wilder Kaiser“, „Christopherus“, „Dr. Martin“, „Gruber Hof“ und „Ramsau“ hingewiesen. Habe mich dann auch gefragt, auf welchen „Film“ ich mich hier eingelassen habe. Bin ich doch beim „Bergdoktor“ oder den „Bergrettern“ gelandet? Wenn ja, dann wäre ich ja wirklich total falsch hier, denn eigentlich wollte ich mich ja auf Pilgerreise begeben – und da bin ich auch angekommen, auf MEINER Pilgerreise.

Von Start an war mir klar, dass diese Reise, meine 15. mit PmPS, anders sein wird als alle vorherigen.
Beim Vortreffen im August war meine Fahrgruppe noch 6 Motorräder stark – und ich auf letzter Position gesetzt. Der erste Ausfall war noch vor dem Start Regina von der Position 2, der nächste dann Rita von der 3. Doch was passiert als nächstes? Ich fahre noch immer am Schluss, doch das ist aktuell die 4. Franz-Josef ist auch schon nicht mehr dabei, doch er ist/war die 4 in der anderen Fahrgruppe. Ist die 4 damit „vergeben“ oder muss ich mir die nächsten zwei Fahrtage intensiv dazu Gedanken machen?
Mein Blinker ist mir da keine große Hilfe – geht, geht nicht, geht…. Wir werden sehen.

Nachdem wir also heute am Dom zu Gurk gestartet sind, ging es zuerst zur Post, um die geschriebenen Postkarten auf den Weg zu bringen. Dort schlossen sich unbefestigte Wege über Stock und Stein an, schöne kleine Straßen führten uns zum Sölk-Pass, dessen Passhöhe in dichtem Nebel lag – ebenso Kühe. Mittagspause legten wir in Aigen an der Enns in einem urigen Café ein und im Anschluss unsere Regenkombis an – aber viel mehr als die bereits von Joachim erwähnten 3 Regentropfen haben uns nicht getroffen.
Als Stadtfahr-Challenge haben sich die Guides Haid und Traun ausgesucht – ich denke, wir haben einige Kreditpunkte einsetzen können/müssen, da wir auswärtige Kennzeichen an unseren Moppeds tragen – Glück gehabt!

Wen wundert’s, dass wir noch die Fähre nahmen von/vom „Ufer“ nach „Ottensheim“ – sicherlich ein Unikum unter den Fähren, aber alles gut.
Um 18:00 Uhr waren wir letztlich am Hotel „Maurerwirt“ in Kirchschlag bei Linz und wir können auf einen schönen Fahrtag zurückblicken, wenngleich eine gewisse Spannung in der Luft lag – aber das Ankommenbier schmeckte… und über Kurven, Kehren und diverse Wendungen haben wir beim Nachtickern philosophiert.

Aber bin ich nicht eigentlich zum Pilgern hier? Dafür ist mir mittlerweile das Motorrad mehr Mittel zum Zweck und ich habe auf meiner Fahrposition viel Zeit zum Pilgern, unterwegs zu sein auf meinen äußeren und inneren Wegen. Die Impulse deute ich auf dieser Reise irgendwie anders als die anderen Mitpilger, so kommt es mir zumindest vor.

  • Was lässt Du zurück? – Ich möchte nichts zurücklassen, da ich dann Angst hätte, es zu verlieren.
    Vielmehr möchte ich es aufarbeiten, verarbeiten.
  • Was bedeutet Dir pilgern in der PmPS-Gruppe? – Ich denke nicht, dass ich von ihr aufgefangen werden muss, vielmehr „muss“ sie mich aushalten, da die meisten mich so nicht kennen, wie ich diesmal unterwegs bin.
  • Welche Begegnung/Berührung erlebst Du? – Ich begegne mir in meinen Gedanken häufig selbst und versuche, mich wahrzunehmen, gerne im Dialog mit meinen Pilgerbegleitern – Danke für Euer Vertrauen!

Wir reden häufig darüber, dass wir auf uns achtgeben müssen – auf Mensch und Maschine.
Maschine ist einfach. Checkliste raus und los geht’s. Und wenn der Sprit zur Neige geht, so führt der Weg zur Tanke und weiter geht´s.
Doch bei „Mensch“? Also bei mir? Da wird es deutlich schwieriger und da genügen auch keine 9 Tage Pilger-Reise. Da ist dieser lange Weg… doch am Ende brennt da diese „Kerze“ – nicht nur die im Dom zu Gurk.
Ich bin mit vollem Gepäck in diese Pilger-Reise gestartet und komme genauso am Sonntag zurück, doch habe ich Ideen, wie ich damit umgehen möchte.
„Rumgurken“ in den Gurktaler Alpen? Mitnichten! Vielmehr das Erleben dieser wunderschönen Welt und dabei die Einladung im Gepäck, sich auf meine eigenen Pilger-Reise zu machen.
Danke fürs Zuhören.

Mike

 


7. Tag - Freitag, 15.09.2023

Beim Aufwachen verspricht der Tag schon super zu werden. Durchs offene Fenster scheint die Sonne herein und der Himmel strahlt blau und wolkenlos. Nach der Völlerei gestern Abend – Vorspeise „Zanderfilet auf Kürbisrisotto“, Hauptgang „Wikingeressen“ und Nachspeise „Pfannenschmarrn“, der gereicht hätte, um eine ganze Kompanie satt zu bekommen – fällt das Frühstück heute morgen mager aus. Ich bin noch satt vom Abend.

Nachdem die Maschinen bepackt sind geht es in die Kirche von Kirchschlag, um hier den Zündfunken abzuhalten, bevor es auf die nächste Tagesetappe geht. Heute sind wir eine Person mehr. Connys Freundin Regina ist noch dabei. In der Kirche ist das Andenken an einen Jungen aufgestellt, der nach langer Krankheit in seinem 15. Lebensjahr vor kurzem verstorben ist. Was haben wir doch ein Glück, dass wir dieses Alter deutlich überschritten haben und es uns gut geht. Aber ist das fair?

Der heutige Tagesimpuls lautet „Ins kalte Wasser springen“. An welche Situationen kannst Du Dich erinnern, wo es Dir so ergangen ist?
Aber erst heißt es jetzt Abschied von Regina zu nehmen. Sie will ihre Tochter in Linz besuchen und wir machen uns in Gruppen wieder auf den Weg. Unser Guide hat sich eine schöne Strecke ausgesucht, die auch eine Donauüberquerung per Fähre beinhaltete. Leider mussten wir bei Ankunft in „Kasten“ feststellen, dass die Fähre Hütt-Obernzell bis zum 30. September aufgrund von Wartungsarbeiten nicht fährt. Also machten wir uns nach einer kurzen Rast auf den Weg nach Passau, um dort die Donau zu überqueren. Gegen 11:10 Uhr überfuhren wir das erste Mal die Grenze, bevor wir auf dem weiteren Weg nochmals einen kurzen Abstecher nach Österreich machten. Jetzt ging es über Hauzenberg, Waldkirchen, Regen und viele andere Orte durch Niederbayern und die Oberpfalz in Richtung Bodenwöhr. Nach 334km kamen wir gegen 17:30 Uhr zusammen mit der zweiten Gruppe im Hotel an und freuten uns auf unser wohlverdientes Bier.

Beim anschließenden Nachtickern wurde viel über den Tagesimpuls „ins kalte Wasser springen“ und was es für jeden Einzelnen bedeutet gesprochen. Das, was für den einen selbstverständlich ist, bedeutet für andere Selbstüberwindung. Aber andererseits ist es gut, dass wir alle so unterschiedlich sind, da die Welt ansonsten nicht so bunt und vielfältig wäre.

Zum Abendessen bekamen wir Besuch von meinem Bruder Bernhard, der in der Nähe von Bodenwöhr wohnt und den ich schon seit drei Jahren nicht mehr gesehen habe. Ich habe mich sehr darüber gefreut, ihn nach so langer Zeit mal wieder live zu sehen.
Danke an Euch alle, dass Ihr ihn für diese kurze Zeit in die Gruppe aufgenommen habt. Somit geht auch der 7. Tag unserer Pilgerreise dem Ende entgegen. Morgen geht es wieder ein Stück weiter in Richtung Heimat. Ich denke schon jetzt etwas wehmütig an diese Zeit mit Euch zurück, die schönen Gespräche und kontroversen Diskussionen.
Hier ist schon alles ruhig und auch ich werde mich jetzt zu Bett begeben. Mal sehen, wen sich das Buch morgen/heute als nächstes ausgesucht hat.

Danke, dass ich dabei sein darf.

Hans-Werner

  


8. Tag - Samstag, 16.09.2023

Heute ist der letzte Tag des gemeinsamen Fahrens. Morgen werden die Fahrgruppen umorganisiert je nach Heimatort. So individuell das Fahren morgen sein wird, so individuell ist der Impuls:
Jede/r kann sich aus einem Text des Roadbooks [Seite 22, Jedem das Seine] etwas Passendes aussuchen.
Zum Abschied spendiert das Hotel „Brauereigasthof Jacob“ aus der eigenen Brauerei noch als „Wegzehrung“ eine Flasche Bier, dann starten wir bei blauem Himmel und sehr angenehmer Temperatur. Den ersten Stopp machen wir an der imposanten aber reichlich überladenen Franziskanerkloster- und Marienwallfahrtskirche in Amberg. Dort wird gerade eine Trauung vorbereitet. Warum die Braut die breite Treppe zur Kirche hinauf alleine geht, bleibt schleierhaft.

Über wunderbare Sträßchen fahren wir vom Bayrischen Wald in Richtung Thüringer Wald. An einer Straßensperre – Udo sucht nach einer Umleitung – hält neben ihm ein Auto und ein junger Mann bietet an, uns über Nebenstraßen bis hinter die Baustelle zu lotsen. Unsere Guides haben erstmals einen Guide! An einer anderen Straßensperre assistiert ein Mann, der in seinem Vorgarten beschäftigt ist, mit der Information, dass wir mit unseren Zweirädern die Sperrung durchaus ignorieren können. Er hatte Recht!
Im Schatten eines Baumes neben einer Kapelle ist wieder eine Pause angesagt. Ein älterer Herr aus einem Haus auf der anderen Straßenseite fragt, ob er uns die Kapelle aufschließen und zeigen soll. Gerne nehmen wir das Angebot an und sehen eine gut 500 Jahre alte, wunderschön renovierte Kapelle. Dass der Herr auf diese Kapelle als Mitglied des Kirchenvereins stolz ist, kann man ihm anmerken. Es kämen aber immer weniger Besucher, sagt er.

Planmäßig und etwas verschwitzt treffen beide Gruppen fast gleichzeitig im „Hotel am See“ in Schleusingen ein. Beim Nachtickern trifft tatsächlich Heinz mit seiner Frau Marianne ein. Sie werden mit großem Hallo begrüßt und bleiben bis über das Abendessen hinaus.

An den nächsten Morgen mag ich jetzt noch nicht denken.

Martin

 


9. Tag - Sonntag 17.09.2023

Hallo Tagebuch,
jetzt hast Du mich doch noch gefunden. Am letzten Tag unserer Pilgerreise.

Der letzte Zündfunke, bereichert durch die Anwesenheit von Marianne und Heinz. Ich blicke in zufriedene Gesichter. Es hatten wohl alle eine so schöne Woche hinter sich, wie ich.
Ein letztes Gebet, ein letzter Segen und wie immer zum Abschluss das irische Segenslied „Möge die Straße…“. Dann heißt es: Abschied nehmen.
Ich bin hin- und hergerissen. Ich freue mich auf mein Zuhause, auf einen Morgen ohne das Klingeln eines Weckers, auf einen Tag, den ich in Ruhe mit einer Tasse Kaffee beginnen werde.
Ich weiß aber auch, dass ich mich gleich, wenn ich mich mit Regina auf den Heimweg mache, wieder „entgruppt“ fühlen werde. Ich werde die Menschen vermissen, mit denen ich eine wunderschöne Woche verbracht habe. Und ich weiß: dieses Gefühl wird noch einige Zeit anhalten.

Nach einer herzlichen Verabschiedung ist es so weit: Wir machen uns auf den Heimweg. Regina und ich haben uns für ca. 180km schöne Landstraßen entschieden, um dann bei Fritzlar auf die Autobahn zu fahren. Conny und Mike hatten überlegt, uns bis Fritzlar zu begleiten, sich dann aber für eine südlichere Route entschieden. Wir sind gegen 14:30 Uhr entspannt und voller schöner Erinnerungen zu Hause angekommen. Auch die anderen Mitglieder unserer Gruppe kamen gut nach Hause, wie wir über unsere WhatsApp-Gruppe erfahren haben. Und Mike teilte über das Forum mit, dass er einen guten Heimweg hatte.

Heute (Montag) sitze ich hier und freue mich, dass ich noch einen freien Tag habe. Zeit, die Erinnerungen sacken zu lassen.
Danke an alle Mitreisenden, für die schöne gemeinsame Zeit. Und eine großes DANKE an unsere vier Guides, für die Planung und Durchführung der Tour.

Friedhelm

 

Tagebuch der Teilnehmer an der Motorrad-Pilgerfahrt "Schottland 2023"
17.06.2023 – 25.06.2023

 

1. Tag - Samstag, 17.06.2023
Auf der Fähre nach Newcastle

Nach vielen Irrungen und Wirrungen sind wir alle auf der Fähre gelandet. An diesem ersten Tag ist gleich soviel passiert. Sogar schon vor dem Zündfunken.

  • Ein fehlender Reisepass, der bei zweien von uns zu einem Plus von 100 km führte.
  • Ein Roadbook [Korrektur: Tagebuch], das erst am Abend die Runde gemacht hat.
  • Ein bzw. drei Buchungsnummern, die unsere Zimmerpaarungen neu mischen wollten.
  • Ein großes Gesuche und Getausche, bis alle am rechten Platz waren.
  • Eine chaotische Planung, die zur Verzögerung bei der Essensaufnahme führte.
  • Ein WLAN, das nur gegen Geld zu haben ist, was uns dazu gebracht hat, verbal zu kommunizieren.

Das nicht vorhandene Internet hat auch dazu geführt, dass ich uninspiriert in dieses Schreiben gegangen bin. Ohne dieses spezielle Lied, dessen Titel mir nicht mehr einfällt.
Und ohne Mr. Google weiß ich auch nicht mehr, welchem Clan auf der Isle of Skye dieses Tartanmuster auf dem Buchrücken gehört, oder welchen Wahlspruch sie haben.

Wahrscheinlich ist das auch egal, weil wir heute unseren eigenen Wahlspruch hatten:
Endlich geht‘s los!

Nachtrag am Morgen:
Die Welt hat mich wieder! Wir sind nah genug am Festland, um wieder online zu sein und damit ist auch Mr. Google wieder verfügbar.
Auf der Isle of Skye gibt es zwei Clans: die MacLeods und die MacDonalds. Der Wahlspruch des ersten lautet „Bleibe standhaft“ und der des zweiten „Durch See und durch Land“.
Klingt doch ein bisschen nach unserem Vorhaben: Wir sind durch die See und werden durchs Land pilgern. Und wir bleiben standhaft – bis zum Ankommbier.

AnneB

 


2. Tag - Sonntag, 18.06.2023

„Schottland wir kommen“ – Zündfunke „Abenteuer“

Ja, Abenteuer, fängt gleich schon früh an. Runter von der Fähre und an eine Tankstelle. Michael hat eine Schraube im Hinterreifen und das am Anfang der Tour. Hoffentlich klappt die Reparatur – und sie klappt. Jedem gleich noch den Luftdruck kontrolliert und nach knapp einer Dreiviertelstunde geht´s endlich los. Durch das Großstadt-Gewimmel von Newcastle.

Wie war das noch?
* Immer auf der Überholspur
* und rechts überholen
* Kreisverkehr im Uhrzeigersinn
Alles, was wir zu Hause nicht dürfen – hier müssen wir es tun. Alles verkehrt oder doch richtig? Andere Länder – andere Sitten. Auch ein Abenteuer, aber wir können uns auf unseren Tourguide verlassen und fahren einfach hinterher.

Nach 100km England haben wir Schottland erreicht. Ich finde, es ist eine wunderschöne Landschaft; eine hügelige Gegend und Straßen wie eine Achterbahn. Viele schmale Straßen und links und rechts große Weiden mit hunderten von Schafen. Kleine Ortschaften, alle machen einen gepflegten Eindruck. Hier scheint die Welt noch in Ordnung zu sein. Und die Schotten sind „steinreich“. Zumindest nach den vielen Steinmauern auf den Feldern und entlang der Straßen zu urteilen.

Wieder um eine Kurve und eine große Kuh-Herde versperrt uns die Weiterfahrt. Abhilfe schafft uns die Bäuerin, die die Situation im Griff hat. Alle Motorräder in den Hof – Tor zu – Kühe vorbeitreiben, und schon ist der Weg wieder frei. Kurz vor dem Hotel tauchen rechts und links riesige Windräder auf – so viele – man kann sie gar nicht zählen! Nun hat auch Schottland seine Energiewende und damit der idyllischen Landschaft ein jähes Ende bereitet.
Auch dies ist ein Abenteuer, ich finde sogar ein großes Abenteuer für die Menschheit!
Hoffentlich geht´s gut!
Aber für unsere Gruppe geht´s morgen weiter auf der Suche nach kleinen Abenteuern.
Ich freue mich drauf!

Wolfgang I.

 


3. Tag - Montag, 19.06.2023

Schottland, Glasgow

Heute sind wir den zweiten Tag in Schottland und es geht weiter nach Fort William.
Aber der Reihe nach: wie komme ich eigentlich dazu, das Tagebuch zu schreiben?
Wir treffen uns zum Zündfunken im Kreis unter einem quadratischen Regendach (ein schlechtes Omen?). Nach Verlesung des letzten Eintrags kreist wie jeden Morgen das Tagebuch, aber mit verknotetem Gummiband. Als ordnungsliebender Mensch will ich dies natürlich gleich richten und greife zu. An der Freude meiner Mitpilger und natürlich -pilgerinnen erkenne ich: das war ein Griff zu viel und schon bleibt das Tagebuch an mir hängen oder hat mich gefunden. Oder wie Wolfgang sagt: „Kaum richtet man das Gummi, schon beginnt der Applaus.“

Drei Gruppen, drei Fahrtrouten, aber ein gemeinsames Ziel. Dem Wetter entsprechend (leichter Regen) starten wir in Regenpelle. Und dabei habe ich gestern noch in einem netten Gespräch mit einer älteren schottischen Dame das gute Wetter gelobt. Sie bemerkte jedoch gleich, dass die letzte Woche sehr warm und regenfrei gewesen sei und Regen dringend notwendig wäre. Das gestrige Wetter sei also untypisch für Schottland.
Wir machen uns also auf den Weg und folgen fast blind unserem Tourguide. Hinaus geht es in eine zauberhafte, fast verwunschene Welt, in eine Landschaft fast wie im Märchen, eine grüne Oase in verschiedenen Tönen. Da wirkt das schwarze Teerband fast ein wenig störend. Aber es ist auch eine Mega-Achterbahn in freier Natur, rauf und runter, links, rechts und wieder links. – „Einfach geil“!
Leichter Regen begleitet unseren Weg. Am Loch Lomond ein kurzer Fotostopp und weiter geht´s.
Gegen 13:00 Uhr Mittagspause am Gartencenter. Ob Ute Blumen kaufen will? Doch „nein“: dort steht es: „Gardencenter, Giftshop und Café“. Wir stürzen uns ins Café und pausieren bei leckerem Kuchen und einer schmackhaften Suppe. Übrigens die Lieblingssuppe von Ann, der netten Bedienung: Thai-Curry mit Süßkartoffel.

Wir machen uns wieder auf den Weg und bis 14:20 Uhr ist die Welt noch in Ordnung. Dann bricht der Regen richtig los. Ich denke an die schottische ältere Dame. „Echtes schottisches Wetter ist so. Und notwendig.“ Sei´s drum. Beschwingt fahren wir weiter in der Gewissheit, dass es auch wieder aufhört.

Mit dieser Schottland-Reise, einer Pilgerreise, erfülle ich mir selbst einen großen Wunsch. Warum konkret ich hierhin wollte, weiß ich gar nicht mehr. Und doch bin ich froh, es getan zu haben, hier zu sein, in dieser eindrucksvollen Natur. Sie berührt mich, trifft mich im Herzen, in der Seele, ein traumhafter Ort auf dieser Erde.

So, geschafft, mein Tagebucheintrag geht zu Ende. Nun schicke ich es wieder auf die Reise, im schottischen Einband, ob nun im MacLeod- oder im MacDonald-Look spielt keine Rolle. Das ist nur die Hülle; interessant ist, was drin steht, der Kern, das Erlebte, Gefühlte des jeweiligen Schreibers.

Liebe Grüße,

Wolfgang aus Castrop-Rauxel
Der Chaot, der die Ordnung liebt!

 


4. Tag - Dienstag, 20.06.2023

Schottland, Fort William

Heute geht es auf die Isle of Skye, von einer Insel auf die nächste. (Nebenbemerkung: die Zeilenabstände sind zu klein).
Beim Zündfunken am Morgen habe ich einen herrlichen Ausblick auf das Loch und das gegenüberliegende Ufer. Dort bewegen sich Autos, vermutlich auch Menschen. Um dort hinzugelangen bedarf es eines Übergangs. Der Übergang ist dann auch das Thema der Aufgabe unter dem Helm. Wo hatte ich bisher Übergänge? Wie haben sie sich gestaltet und wer hat mich als Fährmann über sie begleitet?

Nach dem Start geht es zügig voran. Die ersten 60 Meilen sind schon nach einer Stunde unter die Räder gebracht. Auf geschwungenen Straßen geht es so zügig voran, dass ich die Aufgabe aus dem Zündfunken bald nicht mehr im Kopf habe. Gegen Mittag machen wir eine Pause und Elke packt ihre Schätze aus. Auf einer Tischdecke in Schottenmuster serviert sie uns westfälische Salami und Vollkornbrot.
Weiter geht die Fahrt nach Loch Ness. Nessie hat sich uns zwar nicht gezeigt, aber wir konnten Kaffee und Kuchen mit einem herrlichen Blick genießen. – War da nicht gerade was auf dem Wasser???

Los, weiter zur Fähre nach Skye. Der Hinweis zur Fähre stand gefühlt an einem Feldweg. Noch 9 Meilen. Die meisten gingen bergauf. Ich hatte zeitweise den Verdacht, dass es sich nicht um eine Fähre, sondern um eine Rutsche handeln müsste.
Dann war die Fähre da. Als wir am Anleger standen, kam auch die Impulsaufgabe in den Sinn: Übergänge.
Diese Fähre ist eine besondere. Das komplette Deck wird mitsamt den Motorrädern und uns auf dem Schiff gedreht. Plötzlich hat man eine andere Position und einen anderen Blickwinkel. Das gehört wohl bei einem Übergang dazu.

Gegen 17:00 Uhr erreichten wir unser Hotel. Da die Bar für das Ankommbier noch nicht geöffnet hatte, wurde nochmal gezaubert. Elke besitzt ein Motorrad mit Kühlkeller. Aus diesem holte sie für jeden von uns eine Dose Pilgerbier.

Was für ein toller Tagesabschluss!

Rainer, der 6. McColour

 


5. Tag - Mittwoch, 21.06.2023

Erkunden der Isle of Skye, zu deutsch: Insel des Nebels

So war es nicht verwunderlich, dass kurz vor dem Zündfunken es zu regnen begann, da die Wolken tief unterhalb der Highlands lagen. Der Zündfunke stand unter dem Impuls / der Aufgabe: Gehorsam – damit war gemeint: aufeinander horchen, die Ansichten und Anliegen, Sorgen und Freuden des Gegenübers achtsam aufnehmen und ernst nehmen. Gar nicht so einfach, sich dieser Herausforderung zu stellen und sich voll auf seinen Mitpilger zu konzentrieren und einzulassen.

Die heutige Tour sollte eine „Genussreise“ werden. Nachdem der Regen schnell wieder verschwand und abgelegene Sträßchen (abseits der normalen Touristenrouten mit Blick in die Ferne und Umgebung) Augenschmaus pur bedeuteten, steuerte unser Tourguide eine sehr abseits im Tal wunderschön gelegene Gaststätte an, bekannt für frische Seafood-Köstlichkeiten.
Langoustines und Muscheln wurden geordert. An das Muschelfleisch zu gelangen war sehr einfach. Die Langoustines fachmännisch zu zerlegen, um an das köstlich schmeckende „Fleisch“ zu gelangen anfangs etwas schwierig. Es ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen, so dass letztendlich auch diese Herausforderung gemeistert wurde.
Gut gespeist, aber nicht gesättigt, ging es wieder über gut ausgebaute Strecken und single trails zurück zum Hotel, wo ein leckeres und sättigendes 3-Gänge-Menü auf uns wartete.

Zum Abschluss dieses Genusstages gab´s noch einen wunderschönen Sonnenuntergang.
Gern mehr davon!

ReinhardS

 


6. Tag - Donnerstag, 22.06.2023

6. Tag der Schottland-Tour

Der McColour-Song

Let me tell you a story of seven good fellows.
They are roaming together on Scotland´s great roads.
They are called the McColours and having some fun.
They are called the McColours and having some fun.

We are riding together on our steel horses.
We are sticking together like honey on toast.
We are called the McColours and having great fun.
We are called the McColours and having great fun.

Despite of the weather we are riding together
through the rain, the wind and under the sun.
We are called the McColours and having great fun.
We are called the McColours and having great fun.

When the sunset gets closer we are reaching our target.
The steel horse gets silent but our voice can be heard.
We are called the McColours and having great fun.
We are called the McColours and having great fun.

We are trusting in friendship and believing in love.
We laugh at the midges while having some draughts.
We are called the McColours and having great fun.
We are called the McColours and having great fun.

DirkJ
(Fahrgruppe McColours: Ulrich, Mio, Elke, Conny, Dirk, Rainer, Matthias)

 


7. Tag - Freitag, 23.06.2023

Bathgate, Schottland

Der morgendliche Zündfunke gibt uns die Frage auf den Weg:
Was passiert heute zwischen Reifen [Sitzbank] und Helm?
Gute Frage. Jetzt aber erst einmal die Entscheidung: Regenrüstung Ja oder Nein?

Die detailreich geplante Route hat mit den Vortagsrouten nur eines gemeinsam: wir befahren viele heftig gewundene Straßen – oft mit einem Belag, der sich nicht zwischen Split und Asphalt entscheiden kann. Es geht noch einmal hinauf ins Hochland mit diesen markanten Hügeln und Bergen. Ich frage mich, was an ihnen so markant ist. Ich weiß, dass diese faszinierende Landschaft das Ergebnis des Raubbaus an dem schottischen Kiefer-Urwald ist, der vor einigen hundert Jahren mit dessen Abholzung begann und sich in der intensiven Beweidung durch Schafe heute fortsetzt.
Die heutige Landschaft ist menschengemacht – Punkt!

Trotzdem ist es faszinierend aufgrund seiner Andersartigkeit. Wegen des nur spärlichen Bewuchses mit Moosen und Gräsern können wir jede Fels-Runzel, jeden Erosionsgraben, jeden Abrutsch und jedes Bachbett in der weiten Landschaft sehen, was ihr diesen überraschenden Detailreichtum verleiht. In unseren heimischen Mittelgebirgen sind diese Details zwar in ähnlicher Dichte vorhanden, nur entziehen sie sich dem Auge des Betrachters durch den hohen Bewuchs.

Ja – die Schafe.
Zum Teil ganz schön abgebrühte Gesellen, wie sie da so am Fahrbahnrand grasen, während wir vorbeibrausen. Es sind irgendwie drollige Tiere – sie stehen / grasen in großen Abständen verteilt auf riesigen Weiden und scheinen keinen sozialen Kontakt miteinander zu pflegen, sondern sind vollständig auf ihre Nahrungsaufnahme fixiert – ähnlich wie manche von uns beim Frühstück…
Zurück im „Unterland“ ziehen große Anwesen mit pompös-vielzimmrigen Bauten in riesigen Parks an uns vorbei. Dort stehen Prachtexemplare großer Bäume, solitär gewachsen und über Generationen gepflegt. Umgeben sind die Anwesen von langen Mauern, an denen wir entlangfahren.
Allein der Bau einer solchen Einfriedung dürfte ein Mehrfaches des Aufwandes erfordern, den der Bau mehrerer dieser kleinen, alten Steinhäuser bedeutet, an denen wir zu hunderten vorbeifahren.
Die kleinen Steinhäuser mit nur 3-4 Fenstern, Backe an Backe, oder freistehend errichtet, denen man die Sparsamkeit der Erbauer von weitem ansieht. Ich überlege….
Was macht diese Häuschen so unverwechselbar „britisch“ ?
Sind es diese überdimensionierten Schornsteine, jeder Zug gekrönt mit einem Ton(?)-Rohr? Jedenfalls haben sie das mit den pompösen Landsitzen gemeinsam, diese „Pfeifen“ auf den Schornsteinen.

Allerorten sehen wir vor allem violett blühende Rhododendren, beeindruckend große Exemplare, teilweise sogar als mehrere Meter hohe Hecken. Diese Mächtigkeit erreichen sie wohl nur wegen der zuverlässig regelmäßigen schottisch-himmlischen Wässerung… die auch wir zu spüren bekommen.
Wir reiten weiter mit immer wieder verwässerten Visieren durch trüben Niesel, durch dunkle Waldstücke mit Bäumen so knorrig, dass sie vielfach hundertjährig erscheinen.
Dann taucht plötzlich ein Fuder leuchtend gelb Blühendes im Blickfeld auf – Ginster? – Forsythien? Jedenfalls erwärmt mich ihr Anblick wie ein Sonnenstrahl.
In Aberfeldy dann Rast in der lokalen Whiskey-Brennerei „Dewar“. Es taucht die Frage auf, woher denn eigentlich das Getreide zur Herstellung dieses Zaubertranks kommt. Aus China? Ukraine? Etwa USA??? Denn wir haben bei unseren Ausfahrten keine Getreidefelder wahrgenommen. Nach der Rast sichten wir endlich die Getreidefelder im südlichen Schottland – Frage beantwortet… und vorbei.
Es wird Nachmittag – selbst in den entlegenen Gebieten bricht der Feierabendverkehr los. Er ist sogar auf der Kuhweide wahrzunehmen – die Tiere marschieren in langer Reihe zum Gatter und erwarten offenbar dessen baldige Öffnung - Feierabend allerorten.
Kurz vor dem „OTEL“ der obligatorische Tankstopp – ich bin schon fertig und warte auf die anderen McColours und beobachte dabei die Spritbedürftigen mit vier Rädern…. Und erwische mich immer noch dabei, wie verwunderlich es mir erscheint, dass die Fahrer nach dem Bezahlen auf der Beifahrerseite einsteigen.

Matthias McColour

  


8. Tag - Samstag, 24.06.2023

Auf der Fähre von Newcastle nach Amsterdam

Der letzte Tag in Schottland! Sonnenschein!
Wir starten nach einem schönen Abend in Bathgate mit Annes gesponsertem 12 Jahre alten Whiskey wohlgelaunt Richtung Newcastle. Die abendliche Tickerrunde im großen Kreis zeigte, dass Alle positiv angeflasht von Schottland waren. Von beseelt; in Gedenken an Pilger, die von uns gegangen sind; die Natur, die einfach unbeschreiblich ist; das Mystische, das jeder von uns erlebt hat und das Erlebte mit den Schotten und Engländern; die beispielhafte Rücksichtnahme und Freundlichkeit, die uns sehr berührt hat.
Ich schreibe meinen Eintrag um 18:36 Uhr am Heck der Fähre und möchte mich nochmal bei allen bedanken, die es uns ermöglicht haben, diese wunderschöne Reise zu genießen.

Danke Günther, Wolfgang und Ulrich!
Aber bedanken möchte ich mich auch bei den Schutzengeln, die die ganze Zeit mit uns waren, besonders bei Rainer, Ulrich und Mio!
Danke, dass wir alle wieder die Heimreise antreten können und ich wünsche Euch allen eine gute Heimfahrt.

Elke McColour

 


Nachtrag 30.06.2023

Wieder daheim.

Nun sind ein paar Tage ins (heimische) Land gegangen und ich habe die Zeit gefunden, Fotos in die Rainer-(Mac)-Cloud hochzuladen und das Tagebuch zur weiteren Verwendung abzutippen.

Wie schön, dass ich dadurch alle Eindrücke noch einmal intensiv aufleben lassen kann.
Dankbarkeit, Freude, Glück, Sprachlosigkeit, Faszination, Berührtheit – all das ist reichlich zu Wort gekommen.
Mir fällt auf:

  • Wir haben nicht einen einzigen Witz über den sprichwörtlichen Geiz der Schotten gemacht – vermutlich, weil wir nichts dergleichen erlebt haben. Wie schön, dass sich Vorurteile durch Anders-Erleben derart entkräften.
  • Wir haben jede Menge Schafe gesehen – aber es gibt kein (kaum?) Foto(s) davon. Seltsam. Naja, Anne hat sich ja auch Fotos von Menschen gewünscht, damit das Fotobuch ‚bunter‘ werden kann.
    Meine Lieblingsschafe waren übrigens die mit den schwarz-weiß-bunt gefleckten Beinchen.
  • Wir haben alle in den unterschiedlichen Fahrgruppen verschiedene und doch ähnliche Eindrücke geschildert und empfinden gruppenübergreifend annähernd gleich. Vielleicht ist das ein Teil des Geheimnisses unserer Verbundenheit und Kern unserer Gemeinschaft trotz aller Unterschiedlichkeit?
  • Ich bin froh und dankbar, Teil dieser Gemeinschaft sein zu dürfen.
  • Ich bin gespannt, welche Übergänge UNS und MIR noch bevorstehen – und wie wir sie mit Hilfe des großen Fährmanns gestalten werden.
  • Ich habe einen Ohrwurm.

Conny McColour

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