10. Tag (Freitag, 06.09.2019)
Von Geilo zum Hotel Karl Johan, Oslo
Ich nehme dich, liebes Tagebuch – wie Wolfgang bemerkt – etwas gequält entgegen, weil du wieder ziellos deine Runden drehst. Aber eigentlich freue ich mich, dich wieder bei mir zu haben. Deine Gegenwart verändert für einen Tag den Blick auf die Dinge, erhöht die Acht-samkeit, schärft die Wahrnehmung – schließlich möchte man am Ende die vielen Eindrücke und Gedanken einigermaßen sortiert auf Papier und zu Gehör bringen. Vor einigen Tagen schrieb ein Mitfahrer sinngemäß „Norwegen hat uns schon so viel geboten, was soll jetzt noch kommen?“
Und tatsächlich: Kurven und Geraden, mehr oder weniger guter Asphalt; mehr oder weniger intensiver Schotter, Berge, Seen, Flüsse, Wasser in jeder Form. Das alles hatten wir in den letzten Tagen reichlich genießen dürfen und auch heute bestimmt dieser Wechsel das Bild.
Immer wieder neu, immer wieder anders, immer wieder großartig und beeindruckend. Der Tag beginnt nieselig trüb und in der ersten Stunde kommen die Temperaturen nicht über 2 Grad hinaus. Und trotzdem: hinter der Wolkenschicht leuchtet ganz konstant die Sonne hervor, mondesgleich verschwommen, verhüllt und doch mit der Zusage: ich bin da.
Ich muss wieder an den Impuls von gestern denken: Ist da jemand? Ist da jemand?
Ja: ER ist da. Immer. Und überall. Manchmal sehen wir ihn nicht, ist unsere Wahrnehmung getrübt, aber seine Zusage gilt: ich bin da.
Von den vielen Eindrücken (von gestern) könnte ich noch berichten. Gelungenen Wagnissen, um auch den Impuls zu würdigen, aber beim Frühstück erfahre ich, dass Thomas über Nacht ins Krankenhaus muss. Sein Husten wurde schlimmer und Atemnot kam hinzu. Nun sind meine Gedanken bei ihm. Ich hoffe, vertraue darauf, dass er auf allen Ebenen die Hilfe und Unterstützung bekommt, die er braucht. Und wieder habe ich ein Lied im Kopf:
So viel du brauchst, gebe ich Dir, jeden Tag neu, so viel du brauchst.
Herr, lass wohlgelingen!
Conny