4. Tag (Dienstag, 29. Mai 2018)
Hallo Tagebuch,
da sind wir beide also wieder auf Spurensuche. Zur Zeit sind wir im Kloster Beuron, wo wir uns etwas länger aufhalten. Der heutige Tag war ein ganz besonderer.
Martin sagt, er habe nur 30 km auf dem Tacho, das habe er noch nie erlebt. Es begann schon mit dem Zündfunken. Der fand nämlich nicht draußen bei den Motorrädern (bei schönstem Wetter), sondern im Tagungsraum im Stuhlkreis statt. Glücklicherweise erinnerte wenigstens das Helmkreuz an "Pilgern mit PS".
Der Grund war Pater Daniel, der seit ca. 30 Jahren als Benediktinermönch hier im Kloster lebt. Er gab uns einen sehr interessanten Einblick in das Leben eines Mönchs in der Gemeinschaft. Beeindruckt hat mich seine Aussage, dass Mönchsein eigentlich bedeutet "frei zu sein für das Lesen und Studieren der Heiligen Schrift". Besonders in den Stunden von 9 -12 Uhr vormittags. Er sagte, dass das nicht mehr gelingt in unserer Zeit, weil es morgens vielfältige andere Aufgaben gibt, die zu erledigen sind. So ist unsere schnelllebige Zeit auch hinter den Klostermauern angekommen.
Anknüpfend an unseren Zündfunken sagte Pater Daniel auch, dass ein wichtiges benediktinisches Glaubensmotto nicht "ora et labora" sei, sondern das Hören einen übergeordneten Rang einnimmt. "Höre .... dann wirst du ankommen."
Dazu fällt mir ein Text von Sören Kierkegaard ein, der in etwas so lautet:
Ein Auszug: ".... ich dachte zuerst, Beten sei Reden mit Gott. Beten heißt aber: still werden und still bleiben, bis der Betende Gott hört." Dann bin ich angekommen.
Eigentlich, liebes Tagebuch, ist es jetzt genug, aber wir sind ja auf Spurensuche. Wir haben zwar wenige km gefahren, aber dennoch viel erreicht.
Nach einem leckeren Mittagessen im Kloster starteten wir nach Meßkirch (15 km) zum "Campus Galli". Das ist ein Projekt, in dem man versucht, mit den Mitteln des 9. Jahrhunderts eine Klosteranlage zu bauen. Als Vorlage dient eine von Mönchen erstellte Zeichnung (kein Bauplan) aus eben jener Zeit. Sehr, sehr interessant und beeindruckend. Da muss man schon selber hinfahren, das kann man nicht erzählen. Wir sind in 5 Jahren wieder dort!
Noch ein kurzer Gedanke zur Spurensuche und dann höre ich auf, obwohl es noch so viel zu sagen gäbe. Ich denke, wir sind in diesem Jahr auf den Spuren der Menschheit. Wie sie lebten in den verschiedenen Epochen, wie sie überlebten, was sie antrieb, was sie suchten.
Und wir schlagen immer wieder den Bogen zu uns.
Was treibt uns an?
Wie leben wir?
Was suchen wir?
Welche Spuren hinterlassen wir?
Wir sind mittendrin. Spurensucher eben. Wie schön, dass wir gemeinsam suchen.
Marita (Spurensucherin)