Neue Erfahrungen für Gashand, Geist und Seele

Pilgern mit PS, Helmkreuz am Morgen vor dem Zündfunken
Pilgern mit PS, Gruppe auf einer kleinen Passstraße
Pilgern mit PS, in den Bergen unterwegs mit dem Motorrad
Pilgern mit PS, Abschied beim Start
Pilgern mit PS, Passanfahrt,  es wird spannend
Pilgern mit PS, eine Gruppe unterwegs
Pilgern mit PS, Serpentinfahrten
Pilgern mit PS, Anfahrt zum Hahntennjoch
Pilgern mit PS, Gruppenpause
Pilgern mit PS, Weidevieh auf der Straße
Pilgern mit PS, Pass-Abfahrt
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
Pilgern mit PS, grandiose Aussichten
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2017 | Steirische Alpen | Tour-Tagebuch - 7. Tag (08.09.2017)

Beitragsseiten

7. Tag (Freitag, 08. September 2017)

Gröbming / Landshut

Das TOURENTAGEBUCH – auf anderen Touren ob seines Aussehens auch schon mal liebevoll „LILA“ genannt – bei dieser Tout mit Bildern früherer Touren verziert und aus Sparsamkeitesgründen oder aus ökologischer Motivation heraus, als Wende Buch ausgeführt - das TOURENTAGEBUCH also, gehört zur einer Pilgern mit PS Fahrt wie….
- das Ventil zum Schlauch
- das Öl zum Getriebe
- oder der Fahrer bzw. Fahrerin zum Moped!
Trotzdem wiederfährt dem TOURTAGEBUCH sehr häufig morgens eine Runde Nicht –Beachtung. Wobei das dem TOURTAGEBUCH durchaus nichts ausmacht. Es denkt sich „MMH mh mh – ihr könnt mich ja ruhig noch mal eine Runde kreisen lassen, einen von euch krieg ich trotzdem – denn sonst könnt ihr nicht losfahren!!!“ Der einfache Pilger hingegen denkt. „Och nöö, ich konnte doch in der Schule schon keine Aufsätze schreiben, das kann der Nachbar bzw. Nachbarin doch bestimmt besser.“ Und die oder der denkt: „Oh Gott oh Gott! In Papier wickelt man Kraut ein und raucht es, aber ich schreib doch nicht darauf“ und gibt das TOURTAGEBUCH weiter. Der Nächste „Nee, das ist doch Arbeit, ich trink lieber Bier!“ usw. usw. Ich denke, jeder von euch kann die Liste sehr gut selber vervollständigen und ich gebe zu, ich forme selbst oft innerlich einen spitzen Mund und pfeife unhörbar das Unschuldslied „Is was?“ und denke, „Lass bloß den Kelch an mir vorüber gehen“.
Aber die letzte Nacht in Gröbming beim Häuserl im Wald habe ich gut geschlafen (Klammer auf: Es gibt Stimmen, die besagen, dass ich nachts gar nicht schlafe, sondern arbeite; man wisse zwar nicht was, aber das umso geräuschvoller – ist mir gar nicht bewusst, muss wohl ein unbekanntes Ich von mir sein. PS: Angelegenheit ließ mir keine Ruhe, habe telefonisch meine Frau befragt. Erschreckender Weise bestätigt sie den Umstand an sich und verstörender Weise auch noch die Intensität – bin schockiert - versteh die Welt nicht mehr – PS Ende) Klammer zu
Also noch mal von vorne: das mir bekannte Ich hat gut geschlafen, sich am Frühstücks Buffet ausreichend gestärkt und eine kleine Dröhnung Koffein eingeschmissen. Auf dieser Grundlage wuchs der Entschluss: „TOURTAGEBUCH – heute bist du dran – heute werden wir ein Paar“
So, und was kann ich dir jetzt anvertrauen? Fangen wir mal mit dem Fahren an. Bei früheren Fahrten von Pilgern mit PS bin ich mehr in der Mitte oder vorn gefahren, diesmal darf ich und kann ich als Vorletzter fahren. Dies führt wiederum zu einer anderen Perspektive auf die Fahrgruppe. Zum Beispiel an einer Straßenmündung: da stehen von außen betrachtet 7 Motorräder wie ein Knubbel da und lösen sich dann völlig unaufgeregt in eine wohl geordnete Formation auf. Da ist die hügelige Weidelandschaft ohne Pfosten und Zäune, durch die sich das Band der Straße schlängelt. Mein Vordermann wird in die Höhe gehoben, erklimmt die Straßenkuppe um sofort dahinter zu verschwinden. Als ich die Kuppe passiere, u.U. mit einem leichten Magenhüpfer, erblicke ich ihn schon mit leichter Schräglage in einer Linkskurve während weiter vorne der Guide bereits sich in einer Rechtskurve befindet. Dazwischen die anderen Maschinen mit identischem Abstand zueinander, mit gleichen Geschwindigkeiten, die sich einer Perlenkette gleich, wie eine Einheit durch die Landschaft bewegen.
Oder die Durchfahrt in einem Wald, dessen Dunkelheit durch das heruntergelassene Sommervisier nochmals verstärkt wird, so dass ich eigentlich mir die roten Rücklichter wahrnehme, die, zwar der Straße folgend, anscheinend zwischen den Bäumen hin und her springen. Es fasziniert mich! Es begeistert mich! Ich staune, wie sich die Gruppedurch einen unsichtbaren Faden verbunden als Einheit durch die Landschaft bewegt. Fas wie ein eigener Mikroorganismus und ich freue mich und bin stolz darauf, Teil dieses Mikroorganismus, dieser Einheit zu sein und meinen Beitrag alleine dadurch zu leisten, das ich nicht aus der Reihe tanze, dass ich genauso fahre und fahren kann wie die anderen, meine Rolle in der Gruppe habe.

An dieser Stelle rührt sich was, irgendwo im Hinterstübchen, so wie ein Allergiker auch nur Spuren von z.B. Nüssen in seinem Essen erspürt und spült eine ganz andere Assoziationskette hoch:

  • Gemeinschaft
  • Einheit
  • Gleichheit
  • Gleichklang
  • Gleichtakt
  • Gleichschritt
  • Gleichmarsch

Ich denke, in der Generation meiner Eltern bzw. Großeltern wird es bei manchem einen zunächst ähnliche begeisternden Gefühle für die Gruppe „Gleichgesinnter“ gegeben haben, wie wir alle wissen und die Worte von Gestern aufgreifend „unheiligen“ Folgen.
Haben wir Anteile solchen Gedankengutes unter uns? Ich lass die Frage zunächst stehen und möchte einen persönlichen Einschub von außerhalb der Tour einbringen.

Im Mai diesen Jahres hat meine große Tochter geheiratet. Ihr Freund - nunmehr ihr Mann – also mein Schwiegersohn – ich habe noch ein wenig Gewöhnungsbedürfnis an die Nomenklatur – ist mit seinen Eltern in einem Motorradclub, der natürlich auch zur Hochzeit eingeladen war. Die Herren erschienen erwartungsgemäß, in schwarz, sicherlich frisch gewaschen, keine Frage, in einigen Fällen auch mit weißem Hemd kontrastiert, längeres Haupthaar, dann meist grau und dünn, zum Zopf gebunden in Einzelfällen auch der Kinnbart, Ketten, Ringe, Piercings frisch poliert. Wenn man sich mit Ihnen unterhielt, kann man sagen, durchaus nette Jungs, teilweise eher schüchtern, was in einem deutlichen Kontrast zu dem martialischem Gehabe auf den Maschinen mit Hochlenker und Stahlhelm stand. Und natürlich durfte die Kutte nicht fehlen, mit Logo auf dem Rücken, Abzeichen vorne – und einer Abkürzung bestehend aus 4 Buchstaben und vier Punkten „Was bedeutet das?“ „Mmmh – dürfen wir eigentlich nicht sagen…..also: einmal Mitglied im Club – immer Mitglied im Club“. Bei dieser Ausschließlichkeit, bei diesem „Glaubensbekenntnis“ der besonderen Art stellen sich mir doch arg die Nackenhaare hoch. Die übertragbare Frage ist: gibt es derartige Ausgrenzungen auch bei uns? Vielleicht Alt Pilger gegen Neu Pilger. BMW gegen Honda (oder gesamten Rest)? Katholiken gegen Evangelen? Als Antwort hierauf und die vorherige Fragen kam mir das Bild von Martin in den Sinn, wie er am ersten Abend in Suhl die T-Shirts verteilt, T-Shirts die uns ja durchaus als Gruppe erscheinen lassen sollen. Aber es gibt sie mit langem Arm und kurzem Arm, mit Beschriftung auf dem Rücken und ohne, mit roter Schrift auf schwarz, mit schwarzer Schrift auf Rot, mit gelber auf schwarz, rot auf blau, in grün, grau und Aubergine. Kurz: die Shirts, die uns als Einheit kennzeichnen, sind so verschieden wie die Menschen, die sie tragen, die Maschinen, die sie fahren und die Landschaften, die wir besuchen.
Und so lange wir Neupilger auf- und mitnehmen, Hotelgäste und andere in unseren Kreis bitten, solange kann ich gerne und mit Freuden auf Zeit, Teil einer Einheit, eines Mikroorganismus sein und im Gleichklang durch die Kurven schwingen.

So haben wir es heute bzw. gestern auf Fahrt von Gröbming nach Landshut bei herrlichem Bilderbuchwetter auch getan. So manch herrliches Bergbild konnte ich zuvor wegen fehlenden Stopps an richtiger Stelle nicht auf Platte …., sie bleiben aber als schöne Erinnerung in meinem Kopf mit Sicherheit erhalten.
So, liebes TOURTAGEBUCH. War schön mit dir geplaudert und Gedanken gesponnen zu haben. Ich gebe dich jetzt zurück in deine Runde und wünsche dir die Achtung, die dir zusteht.
Tschüss

Ulrich R.

 

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